#37 Nadine: Feuer statt Freiheit

Shownotes

Diese Folge ist schon vor Monaten in der Podimo App veröffentlicht worden. In der Podimo App findet ihr schon jetzt 60 kostenlose Folgen, die ihr ganz ohne Anmeldung oder Abo hören könnt – Einfach nur die App öffnen und ‘12 Leben’ finden: https://podimo.de/12leben

Zusätzlich zu den 60 kostenlosen Folgen findet ihr dort auch die neueste Staffel im Premium-Bereich. _ Wien, 05. März 2021: Nadine beauftragt einen Privatdetektiv, ihren Ex-Freund Ashraf A. zu beschatten. Nach Jahren der Kontrolle und Eifersucht hat sie sich endgültig von ihm getrennt. In der kleinen Trafik, einer Art Kiosk, in der Nadine arbeitet, trifft sie sich mit dem Privatdetektiv. Sie erzählt ihm von ihren Sorgen und gemeinsam besprechen sie Schutzmaßnahmen für Nadine.  Doch was keiner von ihnen ahnt: Ashraf A. hört jedes Wort mit. Und noch bevor die geplanten Schutzmaßnahmen greifen können, macht er sich auf den Weg in die Trafik – mit einem tödlichen Plan.  Dieser Fall zeigt, wie gefährlich es für Frauen sein kann, wenn sie ihre Autonomie und Freiheit einfordern - zwei Dinge, die eigentlich für jeden Mensch selbstverständlich sein sollten.

In dieser Folge sprechen wir mit Barbara, der Cousine von Nadine, die uns mit in Nadines Leben nimmt und mit der Frauenrechtlerin Maria Rösslhumer über Täter-Opfer-Umkehr und die hartnäckigen patriarchalen Strukturen in unserer Gesellschaft.

Triggerwarnung: Diese Folge behandelt explizite Schilderungen von körperlicher und seelischer Gewalt. Bei Gewalterfahrungen findet ihr anonym und kostenfrei Unterstützung unter folgenden Nummern:

Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen”: 08000 116 016 (rund um die Uhr)

Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 (rund um die Uhr)

Opfer-Telefon vom Weißen Ring: 116 006 (7-22h Uhr)

Mehr Infos bekommt Ihr auf der Homepage der Online Datenbank für Betroffene von Straftaten: www.odabs.org

Falls ihr Feedback, Anmerkungen oder selbst eine Geschichte habt, die ihr mit uns teilen möchtet, könnt ihr uns jederzeit eine Mail schreiben an: 12leben.podimo@gmail.com

"12 Leben – Verbrechen an Frauen" ist ein Podcast von Podimo. Hosts: Helen Schulte und Massimo Maio Autorin dieser Folge: Kiana Lensch Schnitt und Sound: Frieder Maurer & Luca Sartori (hipitch) Ausführende Produzentin: Madeleine Petry

Transkript anzeigen

00:00:04: Da kommt dann das Thema Femizid finde ich auch stärker zum Tragen.

00:00:07: Weil das ganz sicher etwas war, wo da im Hintergrund gestanden ist, diese Frau nimmt sich zu viel heraus.

00:00:14: Das kann man sich als Mann nicht gefallen lassen, wenn man das eine Ehre retten möchte.

00:00:18: Also das hat sich schon sehr stark auch auf die Frauen in der Familie ausgewirkt.

00:00:23: Das hat dieses Sicherheitsgefühl, dass man in Wien als Frau eigentlich ja doch hat.

00:00:30: Hat das wirklich verletzt?

00:00:33: Wirklich so eine Art Loch in die Familie gerissen.

00:00:35: Also wirklich so ein Angriff auf alle Frauen in der Familie.

00:00:41: Diese Folge behandelt explizite Schilderungen von körperlicher und selischer Gewalt.

00:00:46: Wenn ihr selbst Erfahrungen damit gemacht habt oder Betroffene kennt, findet ihr anonym rund um die Uhr und kostenfrei Unterstützung zum Beispiel beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter der Nummer.

00:01:01: Diese Nummer und mehr Informationen findet ihr auch zum Nachlesen in den Shownotes.

00:01:34: Er überwacht Nadine regelrecht.

00:01:38: Immer wieder taucht er unangemeldet in der Trafik auf, in der sie arbeitet und beginnt Streitereien.

00:01:44: Trafiken sind die Spetis und Kioske Österreichs.

00:01:48: Hier gibt es natürlich auch Tabak-Wahnen, aber auch Zeitschriften, Getränke und Lotto-Scheine.

00:01:53: Das Geschäft ist Nadines Lebensmittelpunkt.

00:01:56: Eingezwenkt zwischen einem Supermarkt und einem Second Handshop ist die kleine Trafik im neunten Wiener Bezirk eine Institution.

00:02:04: Fast jeder hier kennt Nadine.

00:02:06: Durch die wachsende Eifersucht fühlt sich Nadine zunehmend unwohl in der Gegenwart von Ashraf A. Sie hat Angst vor ihm.

00:02:13: Angst davor, dass er sie nicht in Ruhe lässt.

00:02:16: Angst davor, dass er etwas antun könnte.

00:02:19: Nadine erzählt Bekannten, dass Ashraf A schon einmal mit einem Messer in ihrer Trafik aufgetaucht ist.

00:02:25: Eine Freundin redet ihr, zur Polizei zu gehen.

00:02:28: Aber Nadine befürchtet, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren könnte, wenn klar wird, dass ihretwegen jemand mit einem Messer auf ihrer Arbeitsstelle auftaucht.

00:02:37: Und so oder so reicht dieses ungute Gefühl allein überhaupt aus, um die Polizei einzuschalten.

00:02:44: Bislang ist ja noch nichts passiert.

00:02:46: Was würden sie schon tun, wenn sie auf einem Polizeirevier von dieser Wagenangst und ihren Vermutungen erzählt?

00:02:54: Stattdessen engagiert Nadine ein Privatdetektiv, um Ashraf A. im Auge zu behalten.

00:03:00: In einer E-Mail an den Detektiv schreibt sie, ich suche eine rascher Hilfe, bevor etwas passiert.

00:03:06: Er macht mir momentan das Leben zur Hölle.

00:03:10: Sie bittet den Detektiv, Ashraf A zu überprüfen und ihr mitzuteilen, wenn er sich in ihrer Nähe aufhält.

00:03:17: Am fünften März trifft sich Nadine mit dem Privatdetektiv in ihrer Trafik.

00:03:22: Hier erzählt Nadine dem Mann alles von Ashraf A und ihrer Angst.

00:03:27: Was Nadine und der Privatetektiv nicht wissen, Ashraf A hört das ganze Gespräch mit.

00:03:33: Wort für Wort.

00:03:36: Diese Folge dreht sich um Nadine.

00:03:38: Ihr Leben ist eines von zwölf, um die es in diesem Podcast

00:03:41: geht.

00:03:44: Zwölf Leben, Verbrechen

00:03:46: an Frauen.

00:04:04: Hi, ich bin Helen und das hier ist ja mittlerweile schon die vierte Staffel von zwölf Leben, Verbrechen an Frauen.

00:04:10: Und auch diesmal wieder an meiner Seite Massimo.

00:04:13: Hi, ja, insgesamt thirty-six Folgen haben wir schon draußen, dreimal je zwölf Leben haben wir erzählt, Leben, die durch Gewalt beendet oder für immer verändert wurden.

00:04:25: Das sind keine leichten Geschichten, das wissen wir, aber das ist wichtig, sie zu erzählen, denn leider passieren Fälle von genderspezifischer Gewalt gegen Frauen auch weiterhin.

00:04:35: Wir freuen uns sehr, dass ihr uns sozial recht zuhört und wir freuen uns auch sehr über die vielen Rückmeldungen, die wir bisher von euch bekommen haben.

00:04:42: Das Besondere, diese Staffel, schauen wir uns nicht nur Fälle in Deutschland, Österreich und der Schweiz an, sondern beschäftigen uns auch mit Fällen, die an anderen Orten der Welt passiert sind.

00:04:53: So wie sonst auch, ist es uns wichtig, die Perspektiven der Person einzunehmen, die von dieser Gewalt betroffen waren und von denen, die teilweise immer noch unter den Folgen leiden.

00:05:04: Betroffene sowie Hinterbliebene und Zugehörige.

00:05:07: Wir berichten von einzelnen Schicksalen, aber dahinter stecken, wie wir ja schon von vielen Expertinnen aus den vorherigen Staffeln wissen, gesamtgesellschaftliche Probleme.

00:05:17: Auch darum wird es weiter eingehen.

00:05:19: Aufzuzeigen, welche strukturellen Missstände genderspezifische Gewalt gegen Frauen fördert.

00:05:25: In dieser Folge erzählen wir die Geschichte von Nadine, einer Frau, die Opfer eines grausamen Verbrechens wurde, das tief in patriarchalen Strukturen verwurzelt ist.

00:05:34: Es geht um Kontrolle.

00:05:35: Macht und das vermeintliche Recht eines Mannes über das Leben einer Frau zu bestimmen.

00:05:40: Motiviert durch toxisch Überzeugung.

00:05:43: Dieser Fall zeigt, wie gefährlich es für Frauen sein kann, wenn sie ihre Autonomie und Freiheit einfordern.

00:05:48: Zwei Dinge, die ja eigentlich für jeden Menschen selbstverständlich sein sollten.

00:05:52: Nadine wollte einfach nur ein selbstbestimmtes Leben führen.

00:05:55: Doch genau das wurde ihr zum Verhängnis.

00:05:58: Nadines Geschichte ist kein Einzelfall.

00:06:00: Sie steht für viele Frauen, die ähnliche Schicksale erleiden mussten.

00:06:04: Und sie zeigt leider wieder auf, wie tief verwurzelt Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft ist.

00:06:09: Was diesen Fall besonders drastisch macht, ist, dass Nadine nicht nur Opfer eines einzelnen Mannes wurde, sondern auch eines Systems, das solche Taten begünstigt und oft den Frauen selbst die Verantwortung dafür gibt.

00:06:21: Es ist ein Fall, der uns zwingt, hinzuschauen und uns zu fragen, warum solche Taten immer wieder geschehen.

00:06:27: und warum oft die Schuldfrage der Opfer aufgeworfen wird.

00:06:32: Wir sprechen in dieser Folge mit der Kusine von Nadine Barbara Oberrauter, die uns in das Leben von Nadine mitnimmt.

00:06:39: Barbara hat sich schon lang mit feministischen Themen und dem Schutz von Frauen vor Gewalt befasst und auch als Journalistin darüber geschrieben.

00:06:47: Aber seit der Tat an ihrer Kusine kann sie sich nicht mehr mit dem Thema auseinandersetzen.

00:06:51: Zu groß ist die Wut auf all das, was ihrer Kusine angetan wurde, auf das, was immer noch in Österreich und weltweit passiert und auf das, was die Tat innerhalb ihrer Familie ausgelöst hat.

00:07:02: Was mir so ein bisschen fehlt in der Berichterstattung und auch so in den Gedankengängen bei diesem Thema ist, dass es nie nur eine Person trifft.

00:07:10: Es wird eine Frau ermordet, ja, aber es wird gleichzeitig ein Signal gesendet an alle Frauen in der Umgebung von dieser einen Frau.

00:07:18: Die Mutter, die Schwestern, die Kinder, die Cousinen, die Freundinnen und alle anderen Frauen.

00:07:24: Achtung, ihr seid freiwild.

00:07:27: Es ist jederzeit möglich, dass euch so was passiert.

00:07:30: Ihr seid nicht sicher.

00:07:32: Außerdem sprechen wir mit Maria Rössl-Hummer.

00:07:34: Sie ist Frauenrechtlerin und Geschäftsführerin des Vereins autonome österreichische Frauenhäuser, AÖF, sowie Leiterin des Europäischen Netzwerk WAVE, Women Against Violence Europe.

00:07:46: Zudem ist sie für das Gewaltpräventionsprojekt STOP.

00:07:50: Stadtteile ohne Partnergewalt verantwortlich.

00:07:53: Sie erklärt, warum wir in einer Gesellschaft leben, in der die Schuld oft bei den Betroffenen gesucht wird und warum es so wichtig ist, den Fokus auf die Täter zu richten.

00:08:01: Sie hat uns erzählt, dass sie oft mit Kolleginnen über den Fall von Nadine gesprochen hat, über die extreme Brutalität, die vom Täter ausging und ob man die Tat hätte verhindern können.

00:08:12: Ihre Perspektive zeigt, wie tief patriarchale Strukturen in unserer Gesellschaft verankert sind und wie schwierig es ist, diese aufzubrechen.

00:08:19: Die Frau Winkel habe ich selber nie kennengelernt, aber natürlich, wir haben über diese Frau und über ihr Schicksal viel geredet.

00:08:29: Wir haben ein Riesenproblem, dass niemand eigentlich die Gewalt, die da stoppt und nie den Blick oder viel zu wenig den Blick auf die Täter setzt oder gesetzt wird.

00:08:40: sondern eher immer auf die Betroffenen.

00:08:42: Sie haben so wenig gemacht, sie haben so wenig getan, sie haben sich nirgendwo hingewandt.

00:08:47: Und letztendlich sind sie wieder diejenigen, die Verantwortung zu übernehmen haben oder ihnen die Schuld zu beschoben werden, anstatt die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

00:09:04: Nadine wächst gemeinsam mit ihren Geschwistern und ihren Eltern in Niederösterreich auf einem Bauernhof

00:09:10: auf.

00:09:11: Die Familie hat ein enges Verhältnis.

00:09:14: Auch als sich die Eltern in Nadines früher Kindheit trennen, bleibt es harmonisch.

00:09:19: Zuerst lebt sie mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester bei ihrer Mutter, Jahre später zieht sie wieder in ihr Elternhaus bei ihrem Vater ein und bleibt dort auch als Erwachsene noch wohnen.

00:09:29: Ihre Kusine Barbara ist fünf Jahre älter als Nadine.

00:09:32: Es ist eine große Familie.

00:09:34: Barbara's Mutter ist eines von zehn Geschwistern und die Schwester von Nadines Mutter.

00:09:39: Sie haben sich vor allem oft in den Ferien gesehen, entweder kam Nadine mit ihrer Familie zu Besuch nach Kärnten Oder sie trafen sich bei den Großeltern in Niederösterreich.

00:09:49: Barbara beschreibt Nadine als wildes, aufgewecktes und fröhliches Kind.

00:09:53: Aber vor allem als Tierlieb.

00:09:55: Sie haben einen ganzen Stall voller Kühe gehabt.

00:09:58: Sie haben wahrscheinlich Hühner gehabt.

00:10:00: Geh mal davon aus.

00:10:01: Sie haben einen Hund gehabt, auch immer wieder.

00:10:05: Ganz viele Katzen.

00:10:06: Also sie war da wirklich sehr tierlieb und hat dann auch, ich weiß nicht, wie alt sie war, zu reiten begonnen.

00:10:14: Der Umgang mit Tieren und das Reiten sind Nadine's große Leidenschaften und machen sie glücklich.

00:10:20: Ihr großer Traum ist es, eine eigene Reitschule zu eröffnen.

00:10:23: Als Nadine, siebzehn Jahre alt ist, kommt es aber zu einem einschneidenden Erlebnis, während sie mit ihrem Pferd unterwegs ist.

00:10:30: Sie stürzt.

00:10:31: Bei diesem Reitunfall verletzt sie sich schwer an einem Auge.

00:10:34: Sie erblindet teilweise und trägt von nun an ein Glasauge.

00:10:38: Ihr großer Lebenstraum platzt.

00:10:40: Trotzdem absolviert sie eine Lehre zur Verkäuferin und arbeitet in einem Baumarkt.

00:10:45: Sie lässt sich von dieser Verletzung nicht einschränken.

00:10:48: Dann beschließt sie, sich für eine Trafik in Wien zu bewerben.

00:10:52: Sie war

00:10:52: sehr ehrgeizig, doch auch, aber auch wirklich sehr, sehr wenigstark.

00:10:59: Ich glaube, meine Frau wird das ja dann gerne als Stur ausgelegt oder als vielleicht arrogant, aber sie war wirklich sehr willensstark.

00:11:06: Und wie schon gesagt, das ist eine sehr große Familie.

00:11:10: Und sie war eine der wenigen, die wirklich den Sprung da auch gewagt haben in eine Selbstständigkeit.

00:11:16: Also das war schon wirklich auch ein sehr, sehr mutiger Schritt, muss man sagen.

00:11:20: Nadine ist um die fünfundzwanzig Jahre alt, als sie eine Trafik zugesprochen bekommt und diese pachtet.

00:11:26: Trafiken sind, wie gesagt, die Spetis und Kioske Österreichs.

00:11:30: Trafiken werden in der Regel nur an Menschen vergeben, die einen Behinderungsgrad von mindestens fünfzig Prozent haben.

00:11:37: Und Nadine erfüllt dieses Kriterium durch ihre Seebeeinträchtigung.

00:11:41: Die Trafik wird zur Nadines Leidenschaft, ihrem Lebensmittelpunkt.

00:11:46: Sie arbeitet sechs Tage die Woche.

00:11:48: Jeden Tag bis auf Sonntags pendelt sie eine Stunde aus Niederösterreich nach Wien zu ihrer Trafik im neunten Bezirk und dann wieder zurück.

00:11:56: Fast täglich steht sie um vierundvierzig auf.

00:11:59: Sie kümmert sich um alles selbst.

00:12:01: Und auch, wenn das echt viel Druck ist, mit Mitte zwanzig so viel zu arbeiten, selbstständig zu sein und sich am Ende des Tages nur wirklich auf sich selbst verlassen zu können, es ist schon zu sehen, wie stolz ihre Familie auf sie und ihre harte Arbeit ist.

00:12:16: Für Nadines die Trafik mehr als nur ein Arbeitsplatz.

00:12:19: Sie ist ein Stück Unabhängigkeit.

00:12:22: In dieser Trafik findet sie Erfüllung und eine Art von Freiheit.

00:12:26: Sie war in der Trafik und mit der Trafik wirklich so eine Art Mittelpunkt oder Anlaufstelle auch im neunten Bezirk.

00:12:34: Die Trafik war auch sehr zentral gelegen, also wirklich an einer stark frequentierten Kreuzung, wo irgendwie fünf Straßenbahnen und zwei Busse und Fahrrad, sonst was.

00:12:44: daneben war der Hofer, also Aldi in Deutschland, der irgendwie der stärkst frequentierteste Hofer in ganz Österreich ist.

00:12:53: Da war wirklich einiges an Betrieb, das haben sie sehr viele Leute gekannt.

00:12:57: Und was ich mitbekommen hab, war sie wirklich gut im Umgang mit den Kunden.

00:13:04: Sie hat mit denen geschärzt, sie war, es waren Kundinnen und Kunden da, die dann mit dem Hund von ihr spazieren gegangen sind, der eigentlich sonst immer unter dem Tisch bei ihr gelegen ist und ruhig brav war.

00:13:18: Nadins Kundin schätzen ihre offene und warmherzige Art.

00:13:21: Für sie ist sie nicht nur eine Trafikantin, sondern auch eine Ansprechpartnerin, eine vertraute Person.

00:13:27: Sie ist ein bekanntes Gesicht in der Gegend und ihre Trafik ist eine feste Institution im Bezirk.

00:13:33: Nadine ist sehr ehrgeizig.

00:13:34: Sie hat nie eine Ausbildung in diese Richtung gemacht oder bereits vorher Erfahrungen sammeln können.

00:13:39: Trotzdem war sie sich sicher, dass sie den Laden schmeißen kann.

00:13:42: Nadines Cousine Barbara hat sie schon als Kind als sehr selbstbestimmt erlebt.

00:13:47: Ein Wirbelwind, ohne Rücksicht auf Verluste und sehr direkt im Umgang mit anderen Menschen.

00:13:52: Das zeigt sich auch in ihrem Erwachsenenleben.

00:13:55: Ihre Kundinnen und ihre Familienmitglieder finden Nadine total fleißig, beschreiben ihr Leben als unaufgeregt aber erfüllt.

00:14:02: Weil Nadine so viel mit der Arbeit zu tun hat, ist ihr Privatleben eher beschaulich.

00:14:08: Im Fokus stehen für sie vor allem ihre Familie und ihre Tiere.

00:14:12: Sie besitzt einen Hund und hat auch lange Zeit ein Pferd.

00:14:15: Und ihre Sonntage verbringt sie gern in der Natur.

00:14:18: Da passt es auch, dass Nadine ihre braunen Haare in einem praktischen Kurzhaarschnitt trägt.

00:14:22: Meistens ist sie auch ungeschminkt.

00:14:24: Ein natürlicher Typ.

00:14:26: Es ist das Jahr zwei Tausend Fünfzehn.

00:14:28: Die neunzwanzigjährige Nadine lernt Ashraf A kennen.

00:14:31: Ashraf A, in Ägypten geboren und österreichischer Staatsbürger, ist ein kleiner, stämmiger Mann mit schwarzem Haar.

00:14:38: Die beiden treffen sich in einer Pizzeria, ein unscheinbares Lokal in einer kleinen niederösterreichischen Gemeinde.

00:14:44: Heruntergekommenen Hausfront, kleiner Gastraum, nicht allzu schick, aber gemütlich.

00:14:50: Ashraf A. ist der Bruder des Besitzers und arbeitet als Koch in Wien.

00:14:54: Gelegentlich hilft er in der Pizzeria aber aus.

00:14:57: Nadine kommt häufiger her.

00:14:59: In dieser Pizzeria beginnt eine Liebesbeziehung, die in brutaler Gewalt enden wird.

00:15:06: Die beiden kommen an diesem Abend ins Gespräch und treffen sich von da an immer wieder.

00:15:12: Ashraf A. umwirbt Nadine.

00:15:14: Die beiden werden ein Paar.

00:15:16: Im Jahr zwei Tausend Siebzehn bekundet Ashraf A. zum ersten Mal öffentlich seine Liebe zu Nadine.

00:15:21: Für immer und ewig schreibt er auf sein Facebook-Profil, ein Jahr später postet er, einen schönen guten Morgen meine liebte Frau.

00:15:28: Ich vermisse dich.

00:15:30: Gemeinsame Fotos der beiden gibt es aber nicht.

00:15:33: und auch nicht viele Menschen, die die beiden gemeinsam kennen.

00:15:37: Nadine bleibt über die gesamte Beziehung bei ihrem Vater Niederösterreich wohn und zieht nie mit Ashraf A. Nach außen hin wirkt die Beziehung zunächst harmonisch und fehlversprechend.

00:15:48: Doch bald zeigen sich die ersten Anzeichen von Kontrolle und Eifersucht.

00:15:55: Ashraf A erzählt Nadine am Anfang ihrer Beziehung, dass er vor ihr mit keiner Frau in Österreich zusammen war.

00:16:02: Ashraf A lebt zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre dort.

00:16:05: Was Nadine allerdings nicht weiß, er ist damals verheiratet.

00:16:08: Die Beziehung besteht zwar nicht mehr und die Ehe wird gerade geschieden, aber Nadine erfährt davon nichts.

00:16:14: Und vor allem kennt sie die Gründe nicht.

00:16:17: Ashraf A. ist seiner damaligen Frau, sowie deren gemeinsamer, dreizehnjährigen Tochter gegenüber, gewalttätig geworden.

00:16:24: Und er ist vorbestraft.

00:16:26: Wegen Körperverletzung.

00:16:27: Was nach außen hin als harmonische Beziehung beginnt, entpuppt sich spätestens vier Jahre später als On-off-Beziehung.

00:16:37: Nadine und Ashraf A. kämpfen zu dieser Zeit beide mit Schicksalsschlägen.

00:16:41: Zunächst muss Nadine ihr Pferd, das sie fünfzehn Jahre lang besessen hatte, einschläfern lassen.

00:16:47: Ihre Trauer über den Verlust ist groß.

00:16:49: Danach verliert Ashraf A. seinen Job als Koch in einem Wiener Krankenhaus.

00:16:54: Wegen einer Operation am Knie ist er erst monatelang krankgeschrieben und wird daraufhin gekündigt.

00:17:00: Nadine und Ashraf A. streiten sich immer häufiger.

00:17:03: Einer ihrer wiederkehrenden Streits, Ashraf A, wirft Nadine vor, dass sie ihn betrügen würde.

00:17:08: Auf beiden Seiten schlägt die Stimmung um.

00:17:10: Es macht sich sowohl bei Ashraf A als auch bei Nadine eine Art Kontrollzwangbreit.

00:17:15: Sich anrufe, Chat-Nachrichten und E-Mails schicken sie sich hin und her.

00:17:19: Nadine will oft wissen, wo sich Ashraf A aufhält oder was er gerade tut.

00:17:22: Wenn er sagte es zu Hause, erwartet sie ein Foto als Beweis, am besten vor laufendem Fernseher, um kontrollieren zu können, ob das Foto auch tatsächlich aktuell ist.

00:17:32: Doch wie Ashraf A. Nadine später kontrollieren wird, übersteigt ihr Verhalten bei Weitem.

00:17:37: Also das war jetzt keine Beziehung von zwei Harmoniesüchtigen.

00:17:44: Die war, glaube ich, durchaus konfliktreich, aber auch sehr von praktischer Hilfsbereitschaft geprägt.

00:17:51: Also er hat sich dann immer wieder beschuldigt, dass sie ihn betrügt.

00:17:56: Er hat sich Dinge eingebildet, wobei wirklich ... So hundert Prozent davon ausgeht, dass sie ganz sicher niemanden anderen hatte.

00:18:05: Erstens aus Zeitmangel und zweitens, sie war einfach nicht dieser Männertyp, der, was sie wie viel Dinge laufen hat.

00:18:12: Ashraf A. ist extrem eifersüchtig und beginnt Nadine sogar nachzustellen.

00:18:16: Er kontrolliert ihr Handy, sieht nach, was sie gelöscht hat, mit wem sie telefoniert hat, ob sie Kontakte blockiert hat.

00:18:23: Ashraf A. ist bereits wütend, wenn Nadine sich nur gut mit einem ihrer Kunden versteht.

00:18:27: Das Freundlichkeit auch Teil ihres Jobs ist, lässt er nicht gelten.

00:18:31: Das Mistraun und die Eifersucht eskalieren so sehr, dass Ashraf A. eine Wanze bestellt.

00:18:36: Ein günstiges Gerät, hinter dem ein simples Prinzip steckt.

00:18:39: In das Abhörgerät kommt eine Sim-Karte, die man anrufen kann und dann hört, was am anderen Ende geschieht, ohne dass man selbst gehört wird.

00:18:46: Diese Wanze platziert er in der Trafik und ruft sie immer wieder

00:18:50: an.

00:18:50: Ich glaube, der einzige andere Mann war wirklich der Hund in ihrem Leben.

00:18:54: Und er ist aber da wirklich immer, immer paranoider geworden.

00:18:59: Ich gehe davon aus, dass dann auch die Konfliktsituationen bei den beiden immer aufgeladener wurden.

00:19:05: Und sie hat dann auch wirklich Angst vor ihm bekommen.

00:19:10: Ohne dass Nadine davon weiß, hört Ashraf A. ihr Stundenlang zu.

00:19:15: Er hört, wie sie sich mit Kundinnen unterhält und mit ihren Freundinnen am Telefon über ihn spricht.

00:19:20: Er belauscht ihre Selbstgespräche, die sie abends beim Geld zählen führt.

00:19:24: In seinem Kopf entsteht das Bild einer Frau, die ihn betrügt und plant ihn zu verlassen.

00:19:29: Dieses Misstrauen, gepaart mit wachsender Elversucht, führt zu einer immer intensiveren Kontrolle.

00:19:36: Er will über jeden Schritt, den Nadine tut, Bescheid wissen.

00:19:40: Nadine selbst fühlt sich in ihrer Beziehung zu Ashraf A zunehmend unwohl.

00:19:45: Sie hat Angst und fühlt sich in seiner Nähe nicht mehr sicher.

00:19:47: Weil sie Ashraf A nicht mehr einschätzen kann, beschließt Nadine, sich langsam von ihm zu trennen.

00:19:53: Sie sucht die Distanz, trifft sich immer seltener mit ihm, besucht ihn weniger in seiner Wohnung in Wien.

00:19:59: Ihre Hoffnung ist, dass er vielleicht jemand anderes kennenlernt und sich von ihr löst.

00:20:03: Aber stattdessen klammert er sich noch mehr an sie.

00:20:06: Seine Wut und Paranoia steigern sich.

00:20:08: Ende Februar, zwölf Jahrzehnte, trennt Nadine sich endgültig von ihm.

00:20:13: Aber die Trennung nimmt ihr nicht die Angst.

00:20:16: Ganz im Gegenteil.

00:20:17: Sie hat auch Kontakt zu einem Privatdetektiv gesucht.

00:20:23: Also sie hat schon versucht, also sie hat schon gemerkt, okay, da ist Gefallenverzug, der wird komisch, das ist nicht mehr zurechnungsfähig oder nicht mehr berechenbar, was da ist und hat auch wirklich versucht, sich da Hilfe und Unterstützung zu holen, aber ja.

00:20:44: Bei so einer Situation ist es natürlich auch schwierig.

00:20:46: Man weiß ja oft nicht, wo soll man sich hinwenden.

00:20:49: Es ist ja auch nichts passiert.

00:20:51: Man hätte ja jetzt wegen nichts zur Polizei gehen können.

00:20:53: Außer wegen einem unguten Gefühl,

00:20:56: vielleicht.

00:21:00: Nadine will wissen, wo er sich befindet und ob er sich sogar in ihrer Nähe aufhält.

00:21:05: So will sie sicher gehen, dass hier nichts passieren kann.

00:21:09: Es ist der fünfte März, als sich Nadine mit dem Privatdetektiv in ihrer Trafik trifft.

00:21:16: Für sie ist der kleine Laden einen Zufluchtsort.

00:21:19: Hier besprechen die beiden alles.

00:21:21: Nadine erzählt ihm von den andauernden Streitigkeiten, davon wie Ashraf A. ihr Handy genommen hat, um es nach Männerkontakten zu durchsuchen und dann, dass er sie in der Trafik sogar mit einem Messer bedroht hat.

00:21:34: Der Privatdetektiv ist alarmiert und red Nadine zur Polizei zu gehen.

00:21:38: Aber Nadine will davor erst noch handfeste Beweise gegen Ashraf A sammeln.

00:21:43: Den Privatdetektiv ist klar, Nadine braucht sofortigen Schutz.

00:21:47: Er schlägt vor, einen Peilsender am Auto von Ashraf A anzubringen und zusätzlich ein Sicherheitsbeamten vor der Trafik zu positionieren.

00:21:55: Nadine stimmt zu, will davor aber noch mit ihrem Steuerberater sprechen, ob all diese Ausgaben unter betriebliche Kosten fallen.

00:22:03: Noch am selben Abend wollen sie mit den Maßnahmen beginnen.

00:22:06: Was Nadine nicht ahnt?

00:22:07: Dieses Gespräch unter vier Augen hat einen heimlichen Zuhörer.

00:22:12: Durch die Wand in der Trafik hört Ashraf A alles mit.

00:22:16: Und noch bevor der Privatdetektiv seinen Job beginnen kann, macht sich Ashraf A auf den Weg in die Trafik.

00:22:34: Eine Woche ist es nun her, dass die thirty-fünfjährige Nadine sich von Ashraf A getrennt hat.

00:22:40: Es ist später Vormittag.

00:22:42: Zu dieser Zeit betritt der siebenundvierzigjährige Ashraf A die Trafik in der Nussdorfer Straße im Alsergrund in Wien.

00:22:49: Die Trafik ist nicht groß, circa zwölf Quadratmeter.

00:22:52: Es ist der Ort, an dem Nadine nicht nur arbeitet, sondern an dem sie den Großteil ihrer Zeit verbringt.

00:22:58: Für das, was nun folgen wird, hat Ashraf A sich ganz bewusst Nadines Lebensmittelpunkt ausgesucht.

00:23:04: Nadine sieht, wie Ashraf A die Rollos vor den Fenstern der Trafik etwas herunterzieht, die Tür verschließt und auf sie zugeht.

00:23:13: Sie drückt mehrmals den Alarmknopf an ihrer Theke.

00:23:16: Der Knopf, der elektronisch einen Überfallsalarm auslöst und der regulär die Polizei unauffällig über einen Raubüberfall informieren soll.

00:23:24: Aber das hier ist kein anonymer Raub.

00:23:27: Das hier ist persönlich.

00:23:29: Nadine drückt wieder auf den Alarmknopf.

00:23:31: Irgendjemand muss ihr doch helfen.

00:23:34: Doch da schlägt Ashraf A ihr schon ins Gesicht.

00:23:37: Nadine fällt zu Boden.

00:23:39: Dann schlägt Ashraf A wieder auf sie ein.

00:23:41: Immer wieder trifft seine Faust ihren Körper.

00:23:44: Er holt ein Kabel aus seiner Jackentasche, legt es um Nadine's Hals.

00:23:49: Zunächst wert Nadine sich.

00:23:51: Zwei Minuten wirkt Ashraf A. Nadine mit dem Kabel, so lange, bis sie sich nicht mehr wehren kann.

00:23:58: Danach überschüttet Ashraf A. sie mit Benzin.

00:24:01: Doch Nadine bewegt sich.

00:24:03: Ashraf A. sieht das, wirkt sie erneut und schüttet dann das restliche Benzin über sie.

00:24:09: Schließlich zündet er Nadine an.

00:24:11: In Sekundenbruchteilen steht Nadine in Flammen.

00:24:14: Ashraf A verlässt die Trafik, schließt die Tür von außen ab und wirft den Schlüssel in einen Mülleimer.

00:24:21: Danach fährt er mit dem Auto davon.

00:24:32: Aus der Trafik steigt Rauch auf.

00:24:34: Passantinnen und Passanten sehen den Rauch und hören Nadine schreie.

00:24:38: Ein Mann schnappt sich einen Einkaufswagen von dem neben der Trafik gelegenen Supermarkt und rampt ihn so lange gegen die Eingangstür, bis sie aufgeht.

00:24:46: Eine Passantin geht rein.

00:24:48: Dort steht Nadine, regungslos, unter Schock.

00:24:52: Dann geht Nadine zögernde Schritte auf sie zu und greift an den Arm der Frau.

00:24:57: Die Helferin holt sie aus den Flammen raus.

00:24:59: Sie blickt die ganze Zeit auf den Boden.

00:25:01: Zu schlimm sei der Anblick von Nadine gewesen, erzählt sie später.

00:25:05: Je näher sie dem Tageslicht kommen, desto deutlicher zeigt sich der Zustand von Nadine.

00:25:10: Draußen hält sie sich erst noch an dem Einkaufswagen fest und sagt dann zu Boden.

00:25:16: Rettungskräft und Polizei treffen Minuten nach der Tat am Tatort ein.

00:25:20: Nadine kann Ihnen gerade noch sagen, dass es Ashraf A war, der ihr das angetan hat, dann wird sie in ein Krankenhaus gebracht.

00:25:27: Die Nachricht über die brennende Trafik und die schwer verletzte Trafikante macht schnell die Runde.

00:25:33: Fünf Stunden nach dem Ashraf A Nadine angezündet und die Trafik verlassen hat, stellt er sich der Polizei.

00:25:40: Ich weiß, ich war zu Hause und ich weiß jetzt nicht mehr hundert Prozent, ob meine Mutter mich angerufen hat oder zu mir gekommen ist.

00:25:46: Auf jeden Fall haben wir tatsächlich aus den Medien daraus erfahren, weil wir, genau eine Tante von mir hat auf ORFAT, also auf einem Großnachrichtenpartei gelesen, dass eine Trafik brennt

00:26:01: und

00:26:02: hat das angeklickt und hat das auf dem Foto die Trafik erkannt, wo meine Cousine gearbeitet hat.

00:26:08: Und dann ist natürlich dabei gestanden Trafikantin schwer verletzt, Krankenhaus.

00:26:13: Ich weiß nicht, ob schon dabei gestanden ist, dass er das war oder wie die ganze Tat war.

00:26:17: Aber auf jeden Fall, so haben wir es erfahren.

00:26:20: Und dann hat das meine Tante meiner Mutter zählt.

00:26:22: Meine Mutter hat mir entweder angerufen oder mich ist zu mir gefahren und hat mir das erzählt.

00:26:28: Und ihre Schwester, also Nadine Schwester und ihre Mutter, die haben das, glaube ich, vorher schon gewusst, also die dürften verständigt worden sein.

00:26:38: von der Rettung oder von der Polizei.

00:26:40: Nadine kämpft fast einen Monat lang um ihr Leben.

00:26:43: Sie wird in ein künstliches Koma versetzt.

00:26:46: Achtzig Prozent ihrer Haut sind verbrannt.

00:26:48: Ihre Verletzungen sind so schwer, dass ihr mehrere Gliedmaßen amputiert werden müssen.

00:26:53: Die Überlebenschance liegt bei fünf Prozent.

00:26:56: Einen knappen Monat nach der Tat, am dritten April, zweitausendundzwanzig, stirbt Nadine an mutiplem Organversagen.

00:27:04: Die Tat, die von einer Überwachungskamera aufgezeichnet wurde, die von den Einsatzkräften aus den Flammen gerettet werden konnte, war minutiös geplant.

00:27:14: Bereits Tage zuvor hatte Ashraf A. sein Handy in einem anderen Bundesland deponiert, um ein mögliches Alibi zu haben.

00:27:21: Es sollte so aussehen, als wäre er im Urlaub und nicht in Wien gewesen.

00:27:26: Auch das Kabel trug er schon im Voraus bei sich und die Benzinkanister waren in seinem Auto deponiert.

00:27:31: Diese hatte er in seiner Wohnung befüllt.

00:27:34: Die Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser AUF Maria Rösselhummer hat sich ausführlich mit der extremen Brutalität und Grausamkeit der Tat befasst.

00:27:45: Das war wirklich eine inszenierte Hinrichtung, was der gemacht hat.

00:27:51: Und das perfide und dieses Brutale an dieser ganzen Geschichte ist, dass er bis zum Schluss eigentlich auch ein Vergnügen daran hatte, dass die Freundin noch leiden muss im Spital.

00:28:04: Also die Frau musste ja unglaubliche Qualen noch erleiden im Spital, weil die war noch tagelang, wochenlang am Leben, aber die stärksten Medikamente haben nicht mehr geholfen.

00:28:19: Das muss man sich ja mal vorstellen, was die in diesem Mann vorgeht, der so ein Vergnügen hat, dass eine Partnerin dann auch noch schon leidet.

00:28:29: Es ist unglaublich entsetzlich.

00:28:31: Wie wir hier in unserem Podcast schon oft von Expertinnen gehört haben, ist solch eine Tat selten im plötzliche Ausbruch, sondern häufig das Resultat von einer langen Eskalation.

00:28:42: Allerdings konnte niemand die massive Gefahr einschätzen, der Nadine ausgesetzt war, obwohl sie ihre Sorgen mit Freundinnen und Familienmitgliedern geteilt hat.

00:28:51: Nach der Tat hat Nadines Cousine Barbara ein Online-Kondolenzbuch für Nadine aufgesetzt.

00:28:56: Familienmitglieder, Freundinnen und Kundinnen haben dort Beiträge verfasst.

00:29:01: Auch beim Gedenk Gottesdienst im neunten Wiener Bezirk, der eineinhalb Monate nach Nadines Tod am einundzwanzigsten Mai stattfindet, kommen viele Kundinnen.

00:29:10: Nadine fehlt.

00:29:12: Ich hab mir natürlich nicht erwartet, dass so was passiert daran, so was denkt man vorher nicht.

00:29:16: Aber

00:29:17: ich hab mir eigentlich nicht gewonnen.

00:29:18: Ich hab mir schon vorher gedacht, irgendwie so ganz koscher ist mir der Typ nicht, so ganz koscher ist die ganze Beziehung nicht.

00:29:25: Ich weiß, wie meine Kusine sein kann.

00:29:28: Also wie gesagt, die ist nicht ... Konfliktscheu.

00:29:36: Da kann ich mir schon vorstellen, dass sich da die Streitigkeiten aufschaukeln.

00:29:42: Dass dann so was rauskommt, erwartet man sich natürlich nicht.

00:29:46: Aber es war jetzt nicht so der riesige Schock.

00:29:51: Es war eher so, ahah, scheiße, der Trottel.

00:29:56: Barbaras Reaktion zeigt, wie tief die Problematik verankert ist, wie man die Gefahr vielleicht spüren kann, ohne sie wirklich greifen zu können.

00:30:04: Es ist dieses diffuse Gefühl, dass etwas nicht stimmt, das aber offen nicht ausreicht, um dann konkrete Schritte zu unternehmen.

00:30:12: Viele Gewalttaten an Frauen in heteronormativen Beziehungen stehen im Zusammenhang mit Trennung oder der Angst vor einer bevorstehenden Trennung.

00:30:20: Bei Frauen in Trennungssituationen muss man sich eher Sorgen machen, dass sie sich selbst etwas anschuhen, bei Männern, dass sie der Frau etwas anschuhen.

00:30:29: Studien zeigen, dass Frauen in solchen Situationen häufiger mit Selbstverletzungen oder Suizidgedanken zu kämpfen haben.

00:30:36: Eine Auswertung des National Intimate Partner and Sexual Violence Survey ergab, dass ca.

00:30:47: verglichen mit nur drei Prozent in der allgemeinen Bevölkerung.

00:30:50: Männer hingegen reagieren oft mit Gewalt auf eine Trennung.

00:30:54: Eine Trennung oder die Möglichkeit einer Trennung wird immer noch von einigen Männern als Angriff oder Kränkung aufgefasst.

00:31:01: Viele der späteren Täter verfolgen dann den Gedanken, dass, wenn sie die Frau nicht haben können, niemand die Frau haben darf.

00:31:08: Und zwei Drittel der Stalkingfälle, die Frauen betreffen, werden von Partnern oder Ex-Partnern begangen.

00:31:15: Diese Besitzansprüche zeigen sich häufig als Muster bei gewaltausübenden Ex-Partnern.

00:31:20: Das erklärt uns auch Maria Rösselhummer.

00:31:22: Wir wissenermaßen, dass es ja so bei Trennungsscheidung die meisten Morde passieren.

00:31:28: In diesen Zeiten sind die Frauen wirklich in einer Heirisk-Situation, also sie sind bisher gefährdet, dass man gerade in dieser Zeit noch besser auf die Frauen achtet und sie auch vorbereitet und sie begleitet.

00:31:41: Aber oft ... ziehen sie sich immer mehr zurück in dieser Zeit, weil sie Angst haben vor noch größerer Gewaltung, noch größerer Gefährdung und dass es oft natürlich dann fatal wird, dass sie dann tatsächlich ermordet werden.

00:31:58: Ob es bereits vor der Tat zu häuslicher Gewalt zwischen Nadine und Ashraf A. gekommen ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

00:32:04: Wirklich aufgefallen ist niemandem etwas.

00:32:07: Polizeilich ist auch nichts bekannt.

00:32:09: Allerdings wurde Ashraf A. im Jahr im Jahr nach dem Kennenlernen von Nadine und ihm wegen versuchter Nötigung und Körperverletzungen verurteilt.

00:32:18: Das Opfer war nicht Nadine, sondern seine Ex-Frau, mit der er auch ein gemeinsames Kind hat.

00:32:23: Auch wenn es zuvor nicht zu Gewalt gekommen ist, gab es einige Anzeichen dafür, dass Nadine sich nicht mehr sicher in dieser Beziehung gefühlt hat.

00:32:31: Und dass sich die Situation in den Tagen und Wochen vor der Tat zugespitzt hat.

00:32:36: Der Prozess gegen Ashraf A. beginnt im September, twenty-oneundzwanzig.

00:32:41: Er muss sich vor dem Wiener Schwurgerecht verantworten.

00:32:43: Geschworenen Gerichte werden in Österreich bei der Verhandlung von besonders schweren Straftaten eingesetzt.

00:32:49: Im Gerichtssaal findet Richterin Sonja Weiß deutliche Worte.

00:32:54: In diesem Saal seien schon viele furchtbare Verbrechen verhandelt worden, aber dies sei in Mord der Raussteche, der in Grausamkeit kaum zu übertreffen sei, sagt sie.

00:33:04: Aber nicht nur das.

00:33:05: Sie betont auch, dass sie selten jemanden erlebt habe, der so wenig Empathie für seinen Opfer aufbringt, und die Schuld bei der Betroffenen und nicht bei sich selbst sucht.

00:33:15: Das Video der Tat, gefilmt von der Überwachungskamera, wird auch im Prozess abgespielt.

00:33:21: Hinterbliebene von Nadine, die in der oberen Galerie des Gerichtsplatz genommen haben, verlassen zuvor teilweise den Saal.

00:33:28: Die fünf Minuten sind kaum auszuhalten.

00:33:31: Der Täter selbst hat auch nicht hingeschaut.

00:33:33: Und obwohl seine Tat dokumentiert ist, plädiert er auf nicht schuldig.

00:33:38: Ashraf A. betont immer wieder, dass er Nadine nicht habe töten wollen und dass ihr Verhalten, ihre Liebe zu dem Geschäft, ihre Härte ihm gegenüber, ihn zu dieser Tat gebracht haben.

00:33:49: Immer wieder stellt er Nadine als die Schuldige dar, als eine krankhaft eifersüchtige Frau, die ihm keine andere Möglichkeit gelassen habe, als die Ausübung dieser Tat.

00:34:00: Die Staatsanwältin und der Anwalt der Familie fordern ihn auf, die ständige Täter-Opferumkehr sein zu lassen.

00:34:06: Solche Aussagen sind ein klassisches Beispiel für victimblaming, das tief in patriarchalen Strukturen verwurzelt ist und die Gewaltspirale weiter antreibt.

00:34:14: Das hängt eben mit unserem patriarchalen System zusammen.

00:34:18: Wir haben es mit einem Verhalten zu tun, wo immer noch die Männer glauben, sie haben ein Recht darauf, Machtkontrolle und Besitz denken.

00:34:30: zu haben und niemand stoppt sie.

00:34:32: Also im Grunde das Problem ist, dass sie keine Sanktionen erleben oder kaum Sanktionen erleben.

00:34:37: Es wird kaum erwartet, dass ihr Verantwortung übernimmt.

00:34:42: Es wird immer wieder die Frauen konfrontiert und egal was sie machen.

00:34:48: Sie sind letztendlich diejenigen, die zur Verantwortung gezogen werden.

00:34:51: Der Angeklagte zeigt bis zum Schluss der Verhandlung keine Reue.

00:34:56: Aber es ist nicht nur die Haltung einzelner Täter, die problematisch ist.

00:34:59: Auch Institutionen sind nicht frei von dieser Täter-Opferumkehr.

00:35:04: Das ist ein enormes Problem, dass Maria Rösselhummer in ihrer Arbeit immer wieder beschäftigt.

00:35:09: Sogar dann, wenn sie ermordet werden und gedötet werden, auch dann heißt es oft noch, na ja, wahrscheinlich hätte sie das anders machen sollen.

00:35:18: Sie hätte keinen neuen Freund haben dürfen.

00:35:22: Sie hätte sich halt nicht trennen dürfen.

00:35:24: Aber ... Es ist höchst an der Zeit, dass sich hier etwas ändert.

00:35:28: Wir müssen die Männer, die Gewalt ausübenden Männer, zur Verantwortung ziehen.

00:35:33: Es darf nicht sein, dass so viele Behörden auch wegschauen oder auch Organisationen.

00:35:39: Ich habe viel erlebt, dass die Frauen von einer Stelle zu anderen weitergeschickt werden und im Kreiserung geschickt werden.

00:35:47: Überall eigentlich nicht wirklich ernst genommen werden oder nicht sofort.

00:35:52: adäquat und wirklich richtig gehandelt wird.

00:35:55: Und was das für Frauen auch für den Zermürbungsprozess darstellt, in erster Linie brauchen wir ein... System mit einem ganzheitlichen Ansatz.

00:36:07: Es ist ja immer noch so, dass nicht alle Strenge zusammenfließen und dass nicht alle wirklich interessiert sind, dass sich etwas ändert in unserer Gesellschaft, sondern es ist immer noch so eine individuelle Geschichte, obwohl das Ausmaß

00:36:24: enorm

00:36:25: groß ist.

00:36:26: Dieses Tolerieren der Schuldumkehr führt nicht nur dazu, dass die Betroffenen ihre Erfahrungen und Sorgen abgesprochen werden.

00:36:33: Sie kann auch dazu führen, dass Frauen beginnen, an sich selbst zu zweifeln.

00:36:37: Victim Blaming hat eine tiefgreifende Wirkung auf die Psyche der Betroffenen.

00:36:41: Sie beginnen ebenfalls, die Schuld bei sich zu suchen und überlegen immer wieder, was sie hätten anders machen können.

00:36:48: Sie nehmen an, dass es an ihnen liegt, dass sie psychische oder physische Gewalt erleben müssen.

00:36:53: Uns ist hier wichtig zu betonen, Täter-Opferumkehr ist kein individuelles Problem und es liegt auf keinen Fall bei den betroffenen Frauen.

00:37:02: Nicht sie müssen sich schämen, es ist nicht ihre Verantwortung, wenn der Partner gewalttätig wird.

00:37:07: Die Verantwortung liegt bei der gewaltausübenden Person und den Strukturen in unserem System.

00:37:13: Im Fall von Nadine zeigt Ashraf A. zu dem Verhaltensmuster, die typisch für gewaltausübende Männer sind.

00:37:19: Er hat zwar das Argument gebracht.

00:37:22: Sie wäre einfach süchtig gewesen.

00:37:25: Oder sie hat ihn bedroht.

00:37:28: Viele Männer ist es eine Bedrohung, wenn die Frauen von allen sehr beliebt werden.

00:37:35: Die Umgebung, der hat ja sehr positiv über sich gesprochen.

00:37:39: Da ist auch so ein Neid dabei.

00:37:41: So eine Bedrohung, dass sie ernst genommen wird, aber eher nicht.

00:37:46: und er dreht das ganze Muster, obwohl er der extremen Eifersüchtige war.

00:37:51: Also dieses Umdrehen, dieses Unschuldsbewusstsein, die viele Männer auch haben, dass sie sagen, okay, meine Partnerin ist an allem schuld, ich bin selbst überhaupt nicht schuld.

00:38:04: Und dieses Verleugnen und Rundermachen, Bakatellisieren, das sind so die Muster von Gewalt aus übernimmt.

00:38:13: Das Wienerschwurgericht fordert einstimmig die Höchststrafe für Ashraf A. Das darauf folgende Urteil lautet, lebenslänglich mit Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

00:38:24: Das Gericht geht davon aus, dass Ashraf A ohne therapeutische Betreuung erneut Straftaten mit schweren Folgen bis hin zu tötungsdelikten Begehen wird.

00:38:33: Lebenslang bedeutet in Österreich eine durchschnittliche Haftdauer von einundzwanzig Jahren.

00:38:39: Frauenrechtlerin Maria Rösselhummer hat sich in ihrer Arbeit oft gefragt, warum Frauen sich nicht frühzeitig an eine Behörde wenden, wenn sie Gewalt erleben.

00:38:48: Neben Scham oder dem Gefühl, dass es bei einem selbst gar nicht so schlimm ist, gibt es noch einen weiteren Grund.

00:38:54: Einerseits erleben sie zu Hause in der Beziehung

00:38:57: oder

00:38:57: in der Ex-Beziehung Gewalt und dann wenden sie sich an eine Behörde und sie werden wieder.

00:39:03: gedemütigt.

00:39:04: Sie werden wieder nicht ernst genommen.

00:39:06: Also es ist eine Kette an Gewalt, vor allem in die Frauen erleben.

00:39:11: Also nach der häuslichen Gewalt kommt die institutionelle Gewalt oder mittlerweile gibt es auch diesen Begriff dieser Nachtrennungsgewalt.

00:39:19: Institutionelle Gewalt ist eine Form von Gewalt, die durch geschaffene oder vorhandene Strukturen und gleiche Machtverhältnisse verstärkt.

00:39:28: Diese Form der Gewalt erleben viele Frauen nach Trennung, vor allem aber auch Mütter, die gemeinsame Kinder mit gewaltausübenden Vätern haben.

00:39:35: Zahlreiche Frauen erleben, dass sie trotz ihres Rechts auf Schutz vor Gewalt nicht vor fortgesetzter Gewalt durch Täter oder Institutionen geschützt werden.

00:39:45: Ihre Traumatisierung und fortdauernde Gefährdung werden nicht ernst genommen.

00:39:49: Stattdessen sind sie Tätern, zum Beispiel über das Umgangsrecht, weiterhin ausgeliefert.

00:39:54: Häufig müssen sie sich auf unbegleitete, teils großzügige Umgangsregeln bis hin zum Wechselmodell einlassen.

00:40:02: Die städte Retraumatisierung durch die erzwungenen regelmäßigen Kontakte mit dem Täter spielt keine Rolle.

00:40:08: Durch Gewalt traumatisierte Frauen und Kinder können jedoch nur heilen, wenn sie nicht regelmäßig erneut ihrem Peiniger ausgesetzt werden.

00:40:17: Ohne Kontaktabbruch ist eine oft jahre dauernde Gesundung kaum möglich.

00:40:22: Dass das für Betroffene bedeuten kann, haben wir auch in Staffel eins, Folge zwölf, im Fall von Silvia, ausführlich besprochen.

00:40:44: Der Fall von Nadine ist einer von vielen Fällen, die auf brutaler Art und Weise verdeutlichen, dass Österreich ein ernsthaftes Problem hat.

00:40:53: Im Jahr im Jahr und Jahr zwanzig war in Österreich die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei einem Mordopfer um eine Frau handelte, um vierzig Prozent höher als die Wahrscheinlichkeit, dass es Mordopfer ein Mann war.

00:41:05: Jedes Jahr werden Frauen erstickt, erdrosselt, erschlagen und erstochen.

00:41:10: Zum Zeitpunkt dieser Aufzeichnungen im Herbst, ist die Anzahl der Femizide noch etwas geringer als im Vorjahr.

00:41:18: Aber an dem Tag, als wir mit Maria Rösselhumer gesprochen haben, hat sie gerade den siebenundzwanzigsten Mordversuch in diesem Jahr in Österreich an einer Frau dokumentiert.

00:41:27: Eigentlich ist Gewalt an Frauen eine der größten Pandemien in unserer Gesellschaft.

00:41:33: Alleine in den Jahr zwanzig, zweiundzwanzig sind weltweit neununddachzig tausend Frauen ermordet worden von ihrem Partner.

00:41:40: Es ist ein sehr großes Problem, aber niemand interessiert es wirklich.

00:41:44: Und es müssten alle, die mit Gewaltopfern, mit Frauen zu tun haben, Wirklich sensibilisiert sein und wissen, was dahinter steckt, damit sie anders agieren können oder anders agieren würden.

00:42:00: Österreich ist eines von sieben EU-Ländern, in dem mehr Frauen als Männer Opfer von Morden werden.

00:42:06: Zwischen zwei Tausend Achtzehn und zwei Tausend Dreiundzwanzig waren es Hundert Achtund Neunzig Frauen.

00:42:11: Der Fall von Nadine ist einer von drei Mordprozessen, die innerhalb einer Woche verhandelt wurden, bei denen Frauen umgebracht wurden.

00:42:19: Unter der österreichischen Frauenministerin Susanne Raab, wurde das Frauenbudget nach vielen Jahren der Kürzungen verdreifacht.

00:42:26: Dieses Jahr, im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr Salzburg kam im vergangenen Jahr gerade einmal auf insgesamt fünfzehn Plätze, bei knapp fünfhundertsiebzigtausend EinwohnerInnen.

00:42:57: Nur in Wien wird in Österreich derzeit die Quote erfüllt.

00:43:01: Wenn Maria Rösselhume sich die Zahlen von Femiziden, Mordversuchen und Gewalt gegen Frauen anguckt, machte sie betroffen.

00:43:09: Es gibt bereits sehr viele Maßnahmen und auch niedrigschwellige Angebote, an die Frauen sich wenden können, doch die Gewalt geht trotzdem nicht zurück.

00:43:17: Im Gegenteil, sie scheint eher zuzunehmen.

00:43:20: Das wirft die Frage auf, wirken diese Maßnahmen überhaupt?

00:43:23: Es scheitert an der Umsetzung der Maßnahmen zum Teil, dass die Frauen trotz, alle denen nicht wirklich ernst genommen werden, dass die Täter nicht zur Verantwortung gezogen werden oder viel zu wenig oder viel zu spät.

00:43:38: Und es scheitert auch daran, dass ... die Gewalt nicht ernsthaft an den Wurzel angebackt wird.

00:43:46: Diese tiefsitzende Frauenverachtung, dieser Frauenhass, der so spürbar überall da ist, gekoppelt mit der Verharmlosung der Gewalt, die sind eben auch richtig blämming, Opferdäter, Umkehr, die Medien, die das immer wieder produzieren und immer wieder sozusagen die Gewalt auch verharmlosen.

00:44:04: Dadurch ändert sich auch nichts.

00:44:07: Es musste wirklich viel mehr ... Maßnahmen geben, die schon eingesetzt werden, bevor Gewalt überhaupt passiert.

00:44:16: Dass es eben nicht die Frau schon ist und dass man eine Frau nicht so behandeln darf.

00:44:20: Das beginnt oft schon eben, dass man Männer konfrontiert und sagt, diese sexistische Witze, die du da von sich gibst, die will ich nicht.

00:44:28: Ich will nicht, dass du Frauen überhaupt runter machst.

00:44:32: Was ihr dabei vor allem fehlt, ist das Engagement von Männern in der Gewaltprävention.

00:44:37: Hauptsächlich engagieren sich dort Frauen, weil sie sich mit den Betroffenen identifizieren können.

00:44:42: Maria Rössl-Hummer wünscht sich, dass auch Männer gegen diese Ungerechtigkeit und Gefahr kämpfen.

00:44:48: Wir müssen Ihnen klarmachen, Sie sind Teil dieses Problems, aber Sie können auch Teil der Lösung sein, indem Sie sich mit uns verbünden, mit den Feministinnen, bzw.

00:45:01: Sie sich auch selber feministisch nennen, Männer, die sich auch engagieren.

00:45:08: Lange Zeit standen Kerzen, Blumen und Gedenkschriften vor der ausgebrannten Trafik, in der Nadine ermordet wurde.

00:45:15: Die Trafik wurde für viele Menschen zu einer Gedenkstätte.

00:45:19: Seit twenty-twoundzwanzig gab es Pläne, den Ort zu einem richtigen Mahnmal zu machen.

00:45:24: Die Trafik sollte ein Ort werden, an dem einerseits erinnert wird, aber auch eine Auseinandersetzung mit Gewalt gegen Frauen und Femiziden stattfindet.

00:45:33: Heute ist die ausgebrannte Trafik zu einem Kunstort geworden.

00:45:37: Es ist der erste feministische Kunstraum gegen Gewalt gegen Frauen in Österreich.

00:45:42: Frau schafft Raum, nennt sich das Projekt, das sowohl als Erinnerungs- als auch als Kunstort fungiert.

00:45:48: Seit seiner Eröffnung wird der Raum in der Nussdorfer Straße von wechselnden Künstlerinnen bespielt, die sich mit geschlechts- spezifischer Gewalt künstlerisch auseinandersetzen.

00:45:57: Die Eröffnung fand in Absprache mit der Familie von Nadine Stadt, wobei ihre Cousine Barbara, die Büro selbst in der Nussdorfer Straße hat, nicht sicher ist, wie gut dieses Projekt Nadine widerspiegelt.

00:46:09: Ich finde es völlig unpassend, wenn man an meine Kusine denkt, weil das so hinten und vorne zu ihr passt.

00:46:15: Also es entspricht ihrem Wesen sowas von Null.

00:46:18: Wenn da jetzt einfach der Nächste die Trafik aufgemacht hat, wäre das für mich sinnvoller gewesen oder vom Kopf her logischer als diese Gedenkstätte.

00:46:28: Dieses praktische Hands-on, vielleicht wenn man so sagen möchte, das gibt diese Gedenkstecke einfach überhaupt nicht wieder.

00:46:33: Ich weiß, intellektuell, es ist ein Mann-Mahl gegen Femizid.

00:46:38: Das ist mir auf einer philosophischen Und... Intellektualebene durchaus klar, aber es hat für mich ganz wenig bis überhaupt gar nichts mit meiner Kursine zu tun.

00:46:48: Damit die Trafik auch ein Gedenkort bleibt, wurde ein fester Platz für frische Blumen und Kerzen eingeplant.

00:46:54: Auch der Türgriff der ehemaligen Trafik und ein nicht verputzter Bereich, der die Spuren des gelegten Feuers zeigt, sind erhalten geblieben.

00:47:02: In einer Vitrine am Eingang stehen auf einem weißen Leinentuch die Daten und Orte aller Femizide seit dem Mord an der Dien.

00:47:10: und es wird weiterhin jeder Fall ergänzt.

00:47:13: Der Platz gegenüber der Trafik wurde in Niuna Menos zu Deutsch nicht eine weniger umbenannt.

00:47:20: Es ist eine Anlehnung an die gleichnamige feministische Frauenbewegung Lateinamerikas.

00:47:26: Geschätzt kommen jeden Tag dreißigtausend Menschen an dieser Kreuzung vorbei.

00:47:31: So wird die ein oder andere Person daran erinnert, dass der Kampf gegen die Gewalt gegen Frauen noch ein Langer ist.

00:47:37: Aber auch ... dass er nicht einfach als verloren hingenommen werden darf.

00:47:41: Also das ist was, das hat die Familie sehr getroffen.

00:47:45: Das ist eine sehr frauenlastige Familie.

00:47:48: Es sind viele Tanten und die Onkel sind wenig präsent.

00:47:53: Und ich glaube gerade vor dem Hintergrund trifft dann das dann noch stärker.

00:47:56: Wir haben zwei Tanten, die sich komplett zurückgezogen haben, also die sind dann nicht mehr aus dem Haus gegangen, ein halbes Jahr.

00:48:05: Da nicht aus Angst, dass ihnen jetzt was passiert.

00:48:08: also dass jetzt da irgendwer ums Eck kommt oder so, sondern das hat die einfach so entsetzt.

00:48:14: und das finde ich das schlimme daran, dass du quasi so einen Kratereist mit einem Mord, der viel mehr Menschen betrifft und die gehen komplett unter, die werden überhaupt nicht mit bedacht und die knabbern da teilweise Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte dran.

00:48:31: und da nimmt man denen was ganz essentielles, nämlich einfach das Gefühl, dass man als Frau sich so verhalten kann und so sein kann, wie man möchte, ohne dass man Angst haben muss.

00:48:43: Von irgendeinem täuschen Mann, der vielleicht auf seine Männerrechte braucht, verletzt oder im schlimmsten Fall sogar ermordet zu werden.

00:49:06: In der kommenden Folge beschäftigen wir uns mit dem Fall der Britin Georgia.

00:49:10: Das ist August, als sie sich mit ihrem On-off-Freund trifft und Sex mit ihm hat.

00:49:17: Als er an diesem Abend seine Wohnung verlässt, ahnt sie nicht, dass er eine Entscheidung trifft, die ihr Leben verändern wird.

00:49:24: Und Millionen Menschen werden zuschauen.

00:49:27: Falls ihr Feedback habt, Anmerkungen oder selbst eine Geschichte, die ihr mit uns teilen möchtet, dann könnt ihr uns jederzeit eine Mail schreiben an zwölfleben.podimo.gmail.com.

00:49:39: Diese Mail findet ihr auch noch mal in unserer Folgenbeschreibung.

00:49:49: ist ein Podcast von Podimo.

00:49:51: Wir sind Helen Schulte.

00:49:53: Und Massimo Majo.

00:49:55: Autorin dieser Folge, Kiana Lensch.

00:49:58: Schnitt und Sound, Frieda Maurer und Luca Satori.

00:50:02: Ausführende Produzentin, Madeleine Petri.

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