#40 Lisa: Mord oder Totschlag?
Shownotes
Diese Folge ist schon vor Monaten in der Podimo App veröffentlicht worden. In der Podimo App findet ihr schon jetzt 60 kostenlose Folgen, die ihr ganz ohne Anmeldung oder Abo hören könnt – Einfach nur die App öffnen und ‘12 Leben’ finden: https://podimo.de/12leben
Zusätzlich zu den 60 kostenlosen Folgen findet ihr dort auch die neueste Staffel im Premium-Bereich. _ Freyung, Oktober 2016: Lisa versucht, sich endgültig aus den Fängen ihres Ex-Freundes Dominik R. zu befreien. Nach Jahren der Kontrolle, Gewalt und Drohungen wagt sie den entscheidenden Schritt zur Trennung. Doch Dominik R. lässt nicht locker. Immer wieder macht er ihr unmissverständlich klar, dass er immer ein Teil ihres Lebens sein wird – vor allem, weil sie für immer durch ihren gemeinsamen Sohn verbunden sein werden. Trotz ihrer Angst lässt Lisa ihn zwischenzeitlich wieder bei sich wohnen – eine Entscheidung, die ihr zum Verhängnis wird. Wenige Wochen später ist sie tot. In dieser Folge geht es um das Schicksal von Lisa und den anschließenden Prozess gegen den Täter, der wahrscheinlich anders verlaufen wäre, wenn es die Verschärfung der Mordmerkmale schon gegeben hätte, die die Union (CDU/CSU) aktuell (2024) fordert: Das Mordmerkmal „unter Ausnutzung der körperlichen Überlegenheit“ soll in den Mordparagrafen aufgenommen werden, insbesondere um Frauen und verletzliche Personen besser zu schützen.
Wir sprechen mit Strafverteidiger Stefan Conen darüber, ob eine Erweiterung der Mordmerkmale zum Schutz schwächerer Personengruppen sinnvoll wäre.
Außerdem haben wir Passagen aus einem Interview mit der Mutter von Lisa einsprechen lassen, das Original findet ihr hier: https://www.stern.de/familie/leons-mutter-wurde-von-seinem-vater-getoetet---er-weiss-nur--dass-seine-mama-tot-ist--8508758.html
Triggerwarnung: Diese Folge behandelt Schilderungen von sexualisierter und körperlicher Gewalt. Bei Gewalterfahrungen findet ihr anonym und kostenfrei Unterstützung unter folgenden Nummern:
Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen”: 08000 116 016 (rund um die Uhr)
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 (rund um die Uhr)
Opfer-Telefon vom Weißen Ring: 116 006 (7-22h Uhr)
Mehr Infos bekommt Ihr auf der Homepage der Online Datenbank für Betroffene von Straftaten: www.odabs.org
Falls ihr Feedback, Anmerkungen oder selbst eine Geschichte habt, die ihr mit uns teilen möchtet, könnt ihr uns jederzeit eine Mail schreiben an: 12leben.podimo@gmail.com
"12 Leben – Verbrechen an Frauen" ist ein Podcast von Podimo. Hosts: Helen Schulte und Massimo Maio Autorin dieser Folge: Kiana Lensch Schnitt und Sound: Frieder Maurer & Luca Sartori (hipitch) Ausführende Produzentin: Madeleine Petry
Transkript anzeigen
00:00:03:
00:00:17: Diese Folge behandelt Schilderungen von sexualisierter und körperlicher Gewalt.
00:00:21: Wenn ihr selbst Erfahrungen mit Gewalt gemacht habt oder Betroffene kennt, findet ihr Unterstützung beim Hilfe-Telefon.
00:00:27: Gewalt gegen Frauen unter August, August, August, August, August, August,
00:00:34: August, August, August, August, August, August, August, August, August, August, August, August, August, August, August, August, Eine Provokation, eine Demonstration seiner Kälte und Verachtung gegenüber allem, was ihn hier erwartet.
00:01:06: Doch das ist nicht das einzige Tattoo, das Dominic R. auf seinem Körper verewigt hat.
00:01:10: Unter dem T-Shirt, das er an diesem Tag trägt, verborgen vor dem Blicken der Anwesenden, trägt er noch ein weiteres.
00:01:16: Auf seinem linken Oberarm hat sich Dominic R. den Namen Lisa stechen lassen.
00:01:21: Darunter ihr Geburtsdatum und das Datum ihres Todes.
00:01:24: Ein Datum, das damals, als er es sich stechen ließ, nur derjenige kannte, der ihr das Leben genommen hat.
00:01:30: Darunter, fast wie ein grausamer Hohen, stehen die spanischen Worte, gracias por todo.
00:01:36: Danke für alles.
00:01:37: Die Anwesenden, die stumm auf den Banken sitzen, wissen, was sich Dominic R. auf seinem Oberarm hat stechen lassen.
00:01:43: Familie und Freundinnen von dieser müssen diese schreckliche Wahrheit aushalten, während er emotionslos da sitzt.
00:01:51: Die Anspannung im Raum ist spürbar.
00:01:53: Dieses Tattoo ist ein stilles Zeugnis, ein Makabra-Beweis für das, was geschehen ist.
00:01:58: Dominic Err sitzt da, als ob ihn nichts berühren könnte.
00:02:02: Und während er schweigt, wissen alle Anwesenden, die Wahrheit ist unter seiner Haut für immer eingraviert.
00:02:13: Diese Folge dreht sich um Lisa.
00:02:15: Ihr Leben ist eines von zwölf, um die es in diesem Podcast geht.
00:02:21: Zwölf Leben, Verbrechen
00:02:23: an Frauen.
00:02:42: Hi, ich bin Massimo.
00:02:43: Und ich bin Helen.
00:02:44: In dieser Folge von «Zwölf Leben» beschäftigen wir uns mit der Frage, wieso so viele Femizide als Totschlag und nicht als Mord gewertet werden und ob die aktuelle Debatte im Herbst im Jahr ist, über die Änderung der Mordmerkmale, daran etwas ändern könnte.
00:02:59: Der Verlieser wirft viele Fragen auf, nicht nur über die juristische Bewertung von Femiziden, sondern auch darüber, wie stark toxische Beziehungen Menschen in emotionaler Abhängigkeiten bringen können.
00:03:10: nämlich so sehr, dass der Gedanke ohne die andere Person zu leben fast unmöglich erscheint.
00:03:16: Wir erzählen in dieser Folge die Geschichte von Lisa, eine junge Frau, die im Oktober, aus ihrem Ex-Partner Dominic R. ermordet wurde.
00:03:24: Es ist eine Geschichte von Kontrolle, Abhängigkeit und der tödlichen Gefahr, die entstehen kann, wenn eine Trennung nicht akzeptiert wird.
00:03:31: In der Recherche hatten wir auch Kontakt zu der Mutter von Lisa, Alexandra.
00:03:35: Sie möchte allerdings momentan nicht über das damals geschehene sprechen.
00:03:39: Aber es gibt ein ausführliches Interview, das sie der Journalistin Nina Pölchau für den Stern gegeben hat.
00:03:44: Nina Pölchau hat sie und ihre Familie im Jahr-Zw-A-Tzehn besucht.
00:03:48: Das Interview haben wir euch auch in den Shownotes verlinkt.
00:03:51: Wir haben für diese Folge einige Auszüge daraus einsprechen lassen.
00:03:55: Wenn ich heute an diese Nacht denke, sehe ich Lisa, die in ihrem Schlafzimmer um ihr Leben kämpft.
00:03:59: Das anderthalb Jahre alte Kind in seinem Bettchen.
00:04:02: Vielleicht hat es ja alles mitgekriegt.
00:04:04: Ich sehe Lisa's blutüberströmte Hände.
00:04:07: Hat sie gehofft, dass jemand zur Hilfe kommt?
00:04:09: Hat sie mir gedacht, in ihren letzten Minuten musste sie leiden, hätte ich ahnen müssen, dass er zu so etwas Fähig ist?
00:04:16: Diese Fragen verfolgen mich.
00:04:18: Außerdem hören wir in dieser Folge den Strafverteidiger Stefan Kohnen.
00:04:22: Ich bin seit über zwanzig Jahren ausschließiger Strafverteidiger tätig in Berlin.
00:04:29: Ich bin Lehrbeauftragter auch an der FU für Strafprozessrecht.
00:04:34: Er erklärt uns, wieso viele Femizide als Totschlag geandet werden und nicht als Mord.
00:04:39: Und warum das Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe bei der Bewertung, ob es sich um Mord oder Totschlag handelt, problematisch sein kann.
00:04:47: Der Fall führt uns auch zu einer aktuellen Debatte.
00:04:49: Die CDU möchte das Mordmerkmal unter Ausnutzung der körperlichen Überlegenheit in den Mordparagrafen aufnehmen, um körperlich schwächere Menschen, also insbesondere Frauen, besser zu schützen.
00:05:03: Lisa wird in Bajan geboren.
00:05:06: Drei Jahre später kommt ihr Bruder zur Welt.
00:05:09: Als Lisa sechs Jahre alt ist, trennen sich ihre Eltern und Lisa zieht gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder aus ihrer Heimatstadt weg.
00:05:17: Einige Jahre später heiratet ihre Mutter erneut und der neue Mann an ihrer Seite übernimmt von da an die Vaterrolle für die beiden Kinder.
00:05:25: In der sieben Klasse lernt Lisa ihre erste große Liebe im Skilager kennen.
00:05:29: Und tatsächlich werden die beiden auch ein paar.
00:05:31: Knapp zwei Jahre lang führen sie eine glückliche Beziehung.
00:05:34: Nach dem Schulabschluss beginnt sie eine Ausbildung zur Kinderpflegerin im Kindergarten.
00:05:39: Ein Jahr später bricht sie diese wieder ab.
00:05:41: Lisa geht es wie vielen jungen Menschen nach der Schule.
00:05:44: So richtig sicher, was sie beruflich machen möchte, ist sie sich nicht.
00:05:47: Ein Berufsvorbereitungsjahr hilft ihr, sich zu orientieren.
00:05:51: Danach beginnt sie eine Ausbildung zur Einzelhandelsverkäuferin bei einer Möbelhauskette.
00:05:56: Lisa ist eine zierliche junge Frau mit braunen Augen und braunen Hahn, die sie oft in einem Zopf trägt.
00:06:02: Sie wirkt sehr natürlich.
00:06:04: Lediglich das Piercing an ihrer Unterlippe sticht manchmal
00:06:07: hervor.
00:06:08: Lisa hat ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter.
00:06:10: Sie wohnt nahe beieinander in der bayerischen Kleinstadt Freihung.
00:06:14: Mit ihrem Mann und zwei Söhnen aus zweiter Ehe lebt Lisa's Mutter Alexandra in einem großen Haus mit Garten.
00:06:20: Ein bis zweimal die Woche kommt Lisa mit ihrem Sohn zu Besuch.
00:06:23: Eineinhalb Jahre ist Alexandras Enkel jetzt alt.
00:06:26: Sie ist eine stolze Oma.
00:06:27: Sie sind eine große, glückliche Familie.
00:06:30: Selten ist bei diesen Besuchen auch der Partner von Lisa, Dominik R. dabei.
00:06:34: Er ist R. zurückhaltend.
00:06:36: Während die Familie im Garten sitzt und grillt, zieht er sich zurück und spielt Computer.
00:06:46: Rückblick Lisa und Dominik R. lernen sich im Jahr twenty-fourzehn kennen.
00:06:51: Lisa ist diebzehn Jahre alt und Dominik R. zwanzig.
00:06:54: Im Juni dieses Jahres beginnen sie eine Beziehung.
00:06:57: Dominik R ist ein sportlicher Typ, spielt Fußball und macht Kraftsport.
00:07:00: Ein Monat, nachdem die beiden ein Paar geworden sind, kurz vor Lisa's achzehntem Geburtstag, zieht sie in die Einzimmerwohnung von Dominik R ein.
00:07:08: Bald darauf ist Lisa von ihm schwanger.
00:07:10: Eine schnelle Abfolge von vielen großen Ereignissen, die junge Menschen sicher überfordern könnten.
00:07:16: Aber Lisa lässt sich von den großen Veränderungen nicht einschüchtern, auch wenn diese mit einem Rückschlag einhergehen.
00:07:21: Denn durch die Schwangerschaft kann Lisa ihre Ausbildung nicht fortsetzen.
00:07:25: Um den Lebensunterhalt für die kleine Familie zu bestreiten, geht sie putzen.
00:07:29: Die Beziehung von Lisa und Dominic Err ist fast von Beginn an problematisch.
00:07:34: Es ist eine Beziehung voller Konflikte und Spannungen.
00:07:37: Immer wieder trennen sich die beiden kurzfristig und versöhnen sich anschließend.
00:07:41: Einerseits verbindet die beiden eine starke Anziehung und der Wunsch nach einer heilen Familie.
00:07:46: Andererseits ist die Beziehung auf beiden Seiten begleitet von Eifersucht und Verlustängsten.
00:07:51: Die beiden streiten sich oft lautstark und immer wieder kommt es auch zu Handgreiflichkeiten.
00:07:56: Aber vor allem Dominic R. ist Lisa gegenüber immer wieder gewalttätig.
00:08:02: Zwei Tausend Vierzehn, als die Beziehung der beiden noch sehr frisch ist, schlägt Dominic R. das erste Mal auf Lisa ein.
00:08:10: Blauflecken ziehen bei regelmäßig ihr Gesicht, ihren Hals und ihre Arme.
00:08:15: Einmal schlägt er während der Schwangerschaftsoge auf ihren Bauch, indem ihr gemeinsames Kind wächst.
00:08:21: Für Lisa muss jede dieser Gewalttaten ein Schock gewesen sein.
00:08:24: Vielleicht hat sie gehofft, dass es nur ein Ausrutscher war.
00:08:27: Vielleicht hat sie gedacht, sie könnte ihn ändern.
00:08:30: Oft entzünden sich später die Streitigkeiten daran, dass Lisa Dominic R. vorhält, dass er keiner geregelten Arbeit nachgeht, dass er immer wieder Geld verzockt und dass er sich aus ihrer Sicht nicht genug um den gemeinsamen Sohn kümmert.
00:08:43: Außerdem kontrolliert Dominic R. immer wieder Lisa's Handy, ließ ihre Nachrichten, überprüft, mit wem sie telefoniert hat und welche Fotos in ihrer Galerie sind.
00:08:52: Im Februar, es meldet sich dann die Vermieterin bei Lisa und Dominic R. Aufgrund des häufigen Herumschreins und Türenschlagens bei Streitigkeiten, der dauerhaften Lärmbelästigung, sieht sie sich gezwungen, das Mietverhältnis zu kündigen.
00:09:06: Lisa zieht zusammen mit ihrer jungen Familie im April in eine größere Wohnung.
00:09:11: Doch auch der Umzug bringt keine Verbesserung in der Beziehung.
00:09:14: Die Probleme gehen weiter und die Streitigkeiten werden größer und heftiger.
00:09:21: Als Lisa Dominic R. kurz nach ihrem Kennen lernen, das erste Mal zu ihrer Mutter Alexandra mitbringt, macht er auf sie einen guten Eindruck.
00:09:29: Lisa und er kommen auf einen Kaffee vorbei und Alexandra findet ihn nett.
00:09:33: Doch dann lernt sie Dominics dunkle Seite kennen, seine kriminelle Vergangenheit.
00:09:37: In seiner Jugend hat er mehrmals Raub über Fälle begangen, teilweise bewaffnet.
00:09:41: Außerdem ist er spielsüchtig.
00:09:43: Schon im Alter von dreizehn Jahren hat Dominik R. mit dem Glückspiel begonnen.
00:09:47: Immer wieder geht er in Casinos und Spielhallen und nimmt ein Sportwetten im Internet teil.
00:09:51: Um dieser Sucht nachzugehen, hat er sogar Lisas Geld für den Führerschein geklaut und ist damit in die Spielhalle gegangen.
00:09:58: Wenn Lisa mit einem blauen Auge oder geschwollenen Unterarm zu Alexandra zu Besuch kommt, sagt sie, dass sie gestürzt ist, gegen ein Schrank gefallen ist.
00:10:06: Oder dass sie sich wegen eines Blitzerfotos geärgert hat und aus Wut auf das Lenkrad geschlagen hat.
00:10:11: Alexandra versucht immer wieder mit Lisa über Dominic R. zu sprechen, sie irgendwie von ihm los zu bekommen.
00:10:17: Sie sagt ihr, er ist nicht der Partner, den sie sich für ihre Tochter wünscht und auch nicht der Vater, den sie sich für ihren Enkel vorstellt.
00:10:24: Aber alle Versuche sind zwecklos.
00:10:27: Wenn Alexandra Lisa darum bittet, sich doch endlich von Dominic R. zu trennen, entgegnet Lisa, dass sie ihn liebt und dass sie ihn nicht verlassen wird.
00:10:34: Für Alexandra ist Dominic R. von Nonan ein ungebetener Gast.
00:10:39: Ich wusste, welche Probleme sie mit Dominic R hatte.
00:10:42: Er war kriminell gewesen und vorbestraft, spiersüchtig, sehr eifersüchtig und manchmal schlug dazu.
00:10:47: Das Kind hat ihn genervt, sobald es schrie.
00:10:49: Sie hat ihn in den Schutz genommen und zu mir gesagt, ich kriege das schon hin.
00:10:52: Wenn du dich da immer einmöscht, dann besuche ich dich nicht mehr.
00:10:55: Also bin ich auch immer stiller geworden.
00:10:57: Alexandra schöpft Hoffnung, als Lisa und Dominic R wieder einmal eine ihre üblichen Beziehungspausen machen.
00:11:03: Denn diese Pause ist irgendwie anders, sie ist länger.
00:11:06: Ende Juli, zwei Tausendsechzehn, fordert Lisa Dominic R. auf, auszuziehen und beendet die Beziehung endgültig.
00:11:13: Lisa geht sogar wieder mit ihrem ersten Freund aus Schulzeiten auf Dates.
00:11:16: Das ist der junge Mann, den sie damals im Skilager kennengelernt hat.
00:11:20: Auch Dominic R. trifft eine andere Frau.
00:11:22: Endlich erkennt Lisa's Mutter Alexandra ihre Tochter wieder.
00:11:26: Lisa lacht und wirkt unbeschwert.
00:11:29: Doch ein Unbehagen bleibt.
00:11:31: Obwohl Lisa das alleinige Sorgerecht für ihren Sohn hat, muss sie Dominic Ehr weiterhin sehen.
00:11:36: Einige Male tauchte sogar unangekündigt vor ihrer Wohnung auf und winkt ihr provokativ mit dem Wohnungsschlüssel zu, der immer noch in seinem Besitz ist.
00:11:44: Als wolle er sagen, du wirst mich niemals los.
00:11:48: Aber da hat sie ihn im September wieder einziehen lassen.
00:11:51: Vorübergehend.
00:11:52: So war die Abmachung.
00:11:53: Nur bis zu Beginn seiner Therapie gegen Spielsucht.
00:11:55: Für die hatte er schon einen Termin.
00:11:57: Lisa war so, sie wollte ihm helfen.
00:12:00: Ich habe immer wieder zu ihr gesagt, zieht doch zu uns.
00:12:02: Ich habe sogar mit einer Psychologe gesprochen, weil ich sie so gern unterstützen wollte.
00:12:07: Die Psychologin sagte zu mir, dass ich loslassen müsse.
00:12:10: Im November, soll Dominik R. zur Behandlung der Spielsucht eine stationäre Therapie in einer Klinik im Saarland antreten.
00:12:24: Am Donnerstag, den, den, den siebenundzwanzigsten Oktober, zwei Jahrzehnte, will Alexandra ihrer Tochter große Neuigkeiten verkünden.
00:12:31: Alexandras Bruder ist Vater geworden.
00:12:33: Weil Lisa nicht ans Handy geht, schreibt Alexandra ihr eine Nachricht bei WhatsApp, das um null Uhr dreiundvierzig ihre kleine Kusine auf die Welt gekommen ist.
00:12:41: Lisa antwortet mit einem Smiley mit Herzaugen.
00:12:44: Kurz danach noch eine Nachricht.
00:12:46: Lisa will sie besuchen, wenn sie wieder zu Hause ist.
00:12:50: Durch diese Nachricht erfährt Alexandra, dass ihre Tochter mit Dominic R. und dem gemeinsamen Sohn in den Urlaub gefahren ist.
00:12:57: So wirklich kann sie das nicht verstehen.
00:12:59: Hatten sich die beiden nicht endgültig getrennt?
00:13:01: Und war Dominic R. nicht eher nur bei Lisa geduldet, bis er seine Therapie beginnt?
00:13:06: Auf Facebook postet Lisa ein Bild aus Paris.
00:13:09: Und zwar von Dominic R. und ihrem gemeinsamen Sohn vor dem Eifelturm.
00:13:13: Die kommenden eineinhalb Wochen probiert Alexandra immer wieder Lisa zu erreichen.
00:13:18: Die geht aber nie ans Handy.
00:13:20: Nachrichten von Lisa kommen auch nur sporadisch.
00:13:22: Alexandra kennt dieses Verhalten von ihrer Tochter nicht.
00:13:25: Als sie Lisa mehr als zehn Tage nicht erreichen kann, meldet sie ihre Tochter als vermisst.
00:13:30: Gemeinsam mit zwei Polizeibeamten lässt sie sich vom Hausmeister die Tür zu Lisas Wohnung öffnen.
00:13:35: Sofort steigt ihr ein weißender Gestank in die Nase.
00:13:37: Voller Windel, Eimer, noch volleres Katzenklo.
00:13:40: Daher muss wohl der Geruch kommen, denkt Alexandra.
00:13:43: Aber sie ist sich auch sicher, Lisa würde die Wohnung niemals in diesem Zustand zurücklassen.
00:13:48: Von Lisa und ihrem Sohn gibt es allerdings keine Spur in der Wohnung.
00:13:52: Auch Lisas Auto steht nicht von der Tür.
00:13:55: Am nächsten Morgen, es ist der zwölfte November, zwei Tausendsechzehn, kehrt Alexandra mit ihrem Mann noch einmal zurück in die Wohnung.
00:14:01: Sie will den Müll rausbringen und aufräumen.
00:14:04: Beim Verlassen der Wohnung wirft sie noch einen Blick in die Kaminnische, weil sich dort oft die Katzen verstecken.
00:14:09: Sie öffnet die kleine Tür im Flur.
00:14:11: Der Blick fällt zunächst auf viele Kartons und Unmengen an Katzenstreu.
00:14:16: Als sie die Kartons zur Seite schiebt, sieht sie einen großen blauen Müllsack.
00:14:20: Da muss wohl ein Teppich drin sein, denkt sie.
00:14:23: Ihr Mann blickt über ihre Schulter.
00:14:27: Als er den länglichen Möhlsack zugeschnürt mit Klebeband entdeckt, zieht er seine Frau weg und sagt, wir rufen jetzt die Polizei.
00:14:35: Ich wusste, was das bedeutete.
00:14:37: Ich habe geschrien, bis mir Schatz vor Augen wurde.
00:14:40: Irgendwann später, wir warteten draußen vor der Tür, kam ein Polizist und fragte, hat ihre Tochter ein großes Muttermal am Rücken?
00:14:48: Lisa ist tot.
00:14:50: Die Obduktion ergibt, dass sie getötet wurde.
00:14:53: erstochern mit immenser Gewalteinwirkung.
00:14:55: Die zierliche junge Frau hatte sich gewährt, das belegen Schnittwunden an ihren Händen.
00:15:00: Sie ist in ihrem Bett verblutet.
00:15:02: Bereits vor zwei Wochen, genauer in der Nacht vom XXVI.
00:15:07: auf den XXV.
00:15:08: Oktober, in der Nacht, in der ihre Cousine geboren wurde.
00:15:12: Das heißt auch, alle Nachrichten, die Alexandra anschließend von dieser Nummer bekommen hat, war nicht von ihr.
00:15:18: Eine andere Person hatte sie geschrieben.
00:15:24: Aber was ist in dieser Nacht passiert?
00:15:26: Sicher ist nur, Lisas Konto ist leer geräumt, ihr Schmuck verkauft und auch ihr Auto steht nicht mehr vor dem Haus.
00:15:33: Ziemlich schnell schießen sich die ermittelten Beamtinnen auf Dominic R. als möglichen Täter ein.
00:15:38: Eine Großverhandlung wird in Gang gesetzt.
00:15:40: Da die Fotos, die auf Facebook gepostet wurden, ihn mit dem gemeinsamen Sohn in Paris zeigen, wird ein internationaler Haftbefehl gegen ihn verhängt.
00:15:48: Es dauert sieben Tage, bis die Polizei seinen Standort ausfindig macht.
00:15:52: Es sind sieben Tage, in denen Alexandra um das Leben ihres Enkels fürchtet und gleichzeitig versucht, den Tod ihrer Tochter zu begreifen.
00:16:00: Wir wussten also, dass Dominique R. mit unserem Enkel nach Frankreich abgehauen war und hatten die große Hoffnung, dass der Junge noch immer lebte.
00:16:07: Aber ob es so eine Überreaktion kommen würde, wenn er sich verfolgt fühlen würde, das wussten wir nicht.
00:16:12: Es ist der erneunzehnte November, als spanische Einsatzkräfte ein Hotelzimmer in Lurettemar stürmen.
00:16:19: In diesem Zimmer, im Bett liegend, finden sie Dominic Ehr und seinen Sohn.
00:16:24: Dominic Ehr wird verhaftet.
00:16:26: Die spanische Polizei macht Fotos von ihm und sendet sie an die deutschen Behörden.
00:16:30: Auf diesen Bildern findet sich ein wichtiges Indiz.
00:16:33: Dominic Ehr hat sich vor Kurzem ein Tattoo stechen lassen.
00:16:37: Auf seinem linken Oberarm steht jetzt der Name Lisa, ihr Geburtsdatum und auch ihr Todesdatum, der siebenundzwanzigste Oktober, Zwz.
00:16:47: Unter den Daten steht noch ein Satz.
00:16:49: Gracias por todo.
00:16:50: Also danke für alles auf Spanisch.
00:16:54: Lisas eineinhalbjähriger Sohn kommt in ein Kinderheim in Barcelona.
00:16:58: Für Alexandra und ihren Mann ist sofort klar, dass er zu ihnen
00:17:01: kommt.
00:17:02: Ich musste nach Spanien fliegen.
00:17:03: Der kleine wurde mir in der Eingangshalle des Kinderheims übergeben.
00:17:07: Er war ausgemergelt und erschöpft.
00:17:09: Er hatte die ganze Zeit nur Flaschennahrung bekommen.
00:17:11: Als ich ihn in die Armen nahm, konnte ich spüren, wie sein angespannter Körper ganz weich wurde.
00:17:16: Seine Augen fielen zu, erschlief über drei Stunden in meinen Armen.
00:17:20: Ich selbst war am Ende.
00:17:22: Ich war einerseits so froh, mein Enkel zu haben, andererseits, mein Kind, meine Lisa war tot, brutal ermordet.
00:17:29: Wie würden wir das jemals verkraften?
00:17:31: Was stand dem Jungen noch bevor?
00:17:33: Man kann das nicht zusammenbekommen.
00:17:37: Man kann sich vorstellen, dass das, was in der Nacht auf den XXV.
00:17:41: Oktober, Jahrzehnte, passierte, für Lisa's Mutter Alexandra nicht greifbar ist.
00:17:46: Sie hatte so sehr gehofft, dass Dominic Ehr Lisa endlich in Ruhe lassen würde.
00:17:50: Und dann passierte genau das Gegenteil.
00:17:53: Die späteren Ermittlungen ergeben, es ist zwischen Null Uhr siebzehn und drei Uhr zweiundvierzig am XXV.
00:18:00: Oktober.
00:18:00: Als der damals zweiundzwanzigjährige Dominic R. im Schlafzimmer von Lisas Wohnung beginnt, auf sie einzustechen.
00:18:07: Er schneidet ihr die Kehle durch und sticht mindestens zwölfmal auf sie ein.
00:18:11: Lisa will sich wehren.
00:18:12: Sie versucht zu sprechen, zu schreien.
00:18:14: Sie hebt schützend ihre Hände, will Dominic R. das Messer entreißen.
00:18:18: Dabei schneidet er in ihre Hände.
00:18:20: Lisa hat keine Chance.
00:18:24: In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass Lisa sehr zierlich ist.
00:18:28: Sie ist ca.
00:18:28: ein Meter siebenundsechzig groß und wiegt im Oktober zweitausendsechzehn ungefähr fünfzig Kilo.
00:18:34: Im Gegensatz dazu Dominic R, sportliche Statur, ca.
00:18:38: ein Meter achtzig groß und ein Gewicht von ungefähr hundert fünf Kilo.
00:18:42: Dominic R ist Lisa körperlich absolut überlegen.
00:18:45: Lisa erleidet Stichverletzungen im Kopf, Gesicht und Halsbereich und an den Oberarmen und Schultern.
00:18:52: Wunden, an denen sie nach wenigen Minuten verblutet.
00:18:55: Besonders tragisch.
00:18:56: Ihr damals fast eineinhalb Jahre alter Sohn schläft zu dem Zeitpunkt im selben Zimmer und wacht während der Tat auf.
00:19:03: Als Lisa tot ist, die Matratze und Kleidung blutdurchdrängt sind, entkleidet Dominic eher ihren leblosen Körper und vergeht sich sexuell an ihr.
00:19:12: Danach packt er Lisa's Leichnamen in einen Müllsack und verstaut ihn in der Kaminnische.
00:19:17: Er bedeckt sie mit Katzenstreu, um die Leichenflüssigkeit aufzusaugen und stellt Kartons vor den Müllsack.
00:19:23: Noch mehrere Tage verbringen Dominic R. und der gemeinsame Sohn in der Wohnung.
00:19:28: Essen, spielen und schlafen unter einem Dach mit Lisas totem Körper.
00:19:33: In dieser Zeit reinigt Dominic R. den Tatort und bereitet alles für seine Flucht vor.
00:19:37: Er räumt Lisas Kontolär, kauft sich Goldbaren, verkauft Lisas Schmuck, besorgt sich den Pass seines Bruders und flieht am sechsten November ohne Führerschein mit dem Sohn in Lisas Auto nach Frankreich und anschließend nach Spanien.
00:19:50: Währenddessen antwortet er auf Nachrichten, die Lisa bekommt und postet Fotos auf Facebook über ihr Profil.
00:19:56: Er täuscht vor, dass Lisa noch am Leben sei und sie eine glückliche Familie auf dem Weg in den Urlaub sein.
00:20:13: An dieser Stelle noch einmal eine kurze Erklärung.
00:20:25: Heimtückisch handelt ein Täter oder eine Täterin, wenn er oder sie, die zum Zeitpunkt eines Angriffs beim Opfer bestehende Arg und Wehrlosigkeit, bewusst zur Begehung der Tat ausnutzt.
00:20:35: Also wenn das Opfer z.B.
00:20:36: schläft.
00:20:37: Unter niedrige Beweggründe fallen Tatantriebe, die nach rechtlich moralischer Wertung auf tiefster Stufe stehen und deshalb besonders verachtenswert sind.
00:20:46: Motive für so eine Tat können Wut, Neid, Rache oder Eifersucht sein.
00:20:50: Dieses Mordmerkmal wird oft bei sogenannten Beziehungstötungen, gerade wenn es um Eifersucht geht, herangezogen.
00:20:56: Es ist allerdings weit auslegbar und in diesem Kontext nicht immer belegbar, wie uns auch Strafverteidiger Stefan Kohnen
00:21:03: erklärt.
00:21:04: Das ist eine gute Frage, weil dieses Mordmerkmal so weit gefasst ist, dass jeder subjektiv natürlich für sich, aus seinem persönlichen Einstellung, Die Beweggründe, warum ein anderer Mensch einen Menschen tötet, als besonders niedrig für sich empfinden kann, ohne dass das eine objektivierbare Konstante hat.
00:21:26: Eifersucht ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen von den niedrigen Beweggründen, sondern es wird, was ja auch schon schwierig genug ist, versucht zu rekonstruieren, was der Täter damals aus welchen Motiven er gehandelt hat.
00:21:40: Nun ist der Einzige, der darüber theoretische Auskunft geben könnte, ist der Täter, der aber auch nicht zur Wahrheit verpflichtet ist.
00:21:48: Der Eifersucht wird dann als niedriger Beweggrund gesehen, wenn sie aus Eigensucht stammt.
00:21:55: Also bei einer Tötung einer Frau durch einen Mann, den sie verlassen will oder vielleicht verlassen hat, wird unterschieden zwischen solchen Beweggründen auch wie Wut, das ist dann tendenziell schnell ein niedriger Beweggrund, während Verzweiflung als nicht niedriger Beweggrund gilt.
00:22:18: Und jetzt die Eifersucht aufzuteilen in ihre Wutmotivation und ihre Verzweiflungsmotivationen, können Sie sich vorstellen, dass das und gerade auch Retrospectiv sehr schwierig ist.
00:22:29: Dominic R. erklärt, er habe Angst gehabt, dass Lisa ihn endgültig verlässt, dass er seinen Sohn nicht mehr sehen darf und dass der neue Freund von Lisa seine Vaterrolle übernehmen könnte.
00:22:38: Deswegen habe er sie getötet.
00:22:40: Wenn dieser Aussage stimmt, fällt die Motivation nicht mehr unter die niedrigen Beweggründe.
00:22:45: Und nachzuweisen, dass sich ein Vater nicht für seinen Sohn interessiert, ist ebenfalls schwierig.
00:22:50: Deswegen fokussiert sich die Staatsanwaltschaft auf einen anderen Aspekt.
00:22:53: Der Staatsanwalt geht davon aus, dass Lisa im Schlaf getötet wurde und sieht somit das Merkmal der Heimtücke erfüllt.
00:23:00: Die Verteidigung hingegen sieht keines der Mordmerkmale erfüllt und plädiert auf Totschlag.
00:23:04: Ihre Ansicht nach sei es eine Tötung im Effekt gewesen, der ein Streit voraus ging.
00:23:09: Die Frage, ob es Mord oder Totschlag war, wird in dreizehn Verhandlungstagen geklärt.
00:23:14: Es werden dafür über vierzig Zeuginnen gehört und vier Gutachterinnen geladen.
00:23:20: Am ersten Prozesstag betritt Dominic R. in Handschellen den Gerichtssaal.
00:23:24: Seine Haare sind kurz geschoren, Badkanten millimetergenau rasiert, Statur eines Boxers.
00:23:30: Er trägt eine kurze Hose, auf seiner Wade das Tattoo.
00:23:33: Fickt den Richter, nur Gott kann mich richten.
00:23:36: Nicht nur das Tattoo mit Lisas Namen, das sie aus den Ermittlungen und der Berichterstattung kennt, muss sich für Lisas Mutter Alexandra wie Blanka Hohn anfühlen.
00:23:44: Auch dieses Tattoo vermittelt allen im Saal, dass es Dominik R. egal ist, was hier mit ihm passiert und dass er emotionslos dem gegenüber ist, was er getan hat.
00:23:52: Dominik R. selbst äußert sich vor Gericht nicht.
00:23:55: Lisas Mutter Alexandra will erst zu dem Prozesta kommen, an dem ihre eigene Befragung stattfindet.
00:24:01: Sie will sich nicht von vorherigen Aussagen beeinflussen lassen und nur ihre Eindrücke schildern.
00:24:09: Am fünften Verhandlungstag betritt sie den Zeugenstand.
00:24:12: Zuerst scheint sie gefasst, erzählt Nüchtern von der Beziehung zwischen Lisa und Dominic Err, benennt die Sorgen, die sie hatte.
00:24:19: Aber als es dann um den Tag geht, an dem sie Lisa gefunden hat, kann sie sich nicht mehr zurückhalten.
00:24:24: Sie bricht förmlich zusammen.
00:24:26: Im Gerichtssaal herrscht absolute Stelle.
00:24:32: Am selben Tag wird noch ein anderer Zeuge vernommen, der beste Freund von Dominik R. Als er über die Presse erfahren hat, dass Lisa tot ist, hat er Dominik R angerufen.
00:24:42: Insgesamt fünfmal telefonieren sie danach.
00:24:44: In diesen Telefonaten soll Dominik R ihm gestanden haben, Lisa getötet zu haben.
00:24:49: Im Gericht soll heute geklärt werden, was genau in diesen Telefonaten besprochen wurde, aber der Zeuge ist kurz angebunden.
00:24:55: Dominik R. habe ihm nicht erzählt, wie er Lisa getötet hat.
00:24:59: Er hat ihm nur gesagt, dass er eifersüchtig war und dass er Angst hatte, dass Lisa ihm seinen Sohn wegnehmen würde.
00:25:04: Dann soll es zum Streit gekommen sein, bei dem Dominic Err sehr bedrunken war.
00:25:08: Dann habe ihm Dominic Err noch erzählt, dass er nach der Tat zwei Tage lang putzen musste.
00:25:13: Der Vorsitzende Richter unterbricht ihn nach einiger Zeit und sagt, noch nie hatte ich so einen nervigen Zeugen wie sie.
00:25:20: Ich kann nicht verstehen, wieso sie behaupten, dass sie von den Zick-Telefonaten mit Dominic Err und dem Geständnis, das er machte, nicht mehr alles wissen würden.
00:25:27: Das erlebt man doch nicht alle Tage.
00:25:29: Und trotzdem schweigt der Zeuge weiter.
00:25:32: Das muss für Alexandra furchtbar gewesen sein.
00:25:34: Es ist ihr erster Tag im Gericht und der Zeuge nach ihr scheint entscheidende Details zurückzuhalten, die die Tat gegen ihre Tochter aufklären könnten.
00:25:43: Ein paar Tage später äußert sich Dominic Ernund doch das erste Mal vor Gericht.
00:25:47: Allerdings nicht selbst.
00:25:48: Durch seinen Verteidiger lässt er ein ausführliches Geständnis verlesen.
00:25:52: Er erklärt, es kam zu einem Streit, weil Lisa eifersüchtig war und zwar auf die Frau, mit der Dominik Erd zwischenzeitlich in einer Beziehung gewesen war.
00:26:01: Lisa habe vermutet, dass die Frau von ihm schwanger sei, da sei sie ausgerastet und habe ihm gedroht, seinen Sohn nicht mehr sehen zu dürfen.
00:26:07: Schon häufiger habe sie den Sohn im Streit als Druckmittel eingesetzt.
00:26:11: Es sei ihm nur um den Sohn und die andere Frau gegangen.
00:26:14: Lisa hätte er gar nicht mehr geliebt und er wollte zurück zu anderen Frau.
00:26:18: Das hört eben diese Frau vor Gericht allerdings zum ersten Mal.
00:26:22: Der Streit zwischen Lisa und ihm sei ausgeartet und er hätte zu dem Zeitpunkt schon eine Flasche Vodka-Intos gehabt.
00:26:28: Es sei dann zur Handgreiflichkeiten zwischen den beiden gekommen.
00:26:31: Dominic R. habe über Lisa's Mutter geschimpft.
00:26:33: Dann habe Lisa ein Messer genommen und es ihm an den Hals gehalten.
00:26:37: Er habe gesagt, bring mich um.
00:26:39: Ich habe nichts zu verlieren.
00:26:40: Sie erwiderte, das bist du nicht wert.
00:26:43: Mit dem Messer in der Hand sei sie in Schlafzimmer gerannt.
00:26:46: Dort kam es zu einer lauten Auseinandersetzung und Dominic R. habe zugestochen.
00:26:51: Spannend daran ist, dass er das Geständnis erst nach der abgeschlossenen Beweisaufnahme abgibt.
00:26:57: Denn genau das hat seinen Verteidigern die Möglichkeit gegeben, alle Informationen zu nutzen und ein perfektes Geständnis zu verfassen, das zu den bereits getätigten Aussagen von Dominic Ehr passt.
00:27:07: Die Verteidigung plädiert auf Totschlag und zwölf Jahre Haft.
00:27:11: Die Staatsanwaltschaft hingegen fordert eine Verurteilung wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen oder besonders schweren Totschlags.
00:27:19: Das Mordmerkmal der Heimtücke konnte nicht bewiesen werden, da alle Aussagen der Tatnacht vom Angeklagten selbst stammen und dieser angibt, der Tat seinen Streit vorausgegangen.
00:27:29: Der Staatsanwalt sagt dazu, er habe auf verachtenswerte Artenweise diesen Streitpunkt ein für alle Mal beendet.
00:27:37: Am elften Verhandlungstag wird dann das Urteil verlesen.
00:27:40: Es lautet Totschlag.
00:27:41: Das Gericht hält sich an die Aussagen des Angeklagten und der Verteidigung.
00:27:45: Eine Tötung im Schlaf konnte nicht bewiesen werden, weshalb von einer Tötung im Streit ausgegangen wird.
00:27:51: Solch eine Tat, eine sogenannte Beziehungstötung, wird klassischerweise den Effekt-Taten zugeschrieben.
00:27:57: Die Mordmerkmale, Heimtücke und niedrige Beweggründe sieht das Gericht nicht erfüllt.
00:28:02: Dominic R. wird zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt.
00:28:06: In der Begründung heißt es, bei Gesamtbetrachtung der Umstände stellt das Tötungsdelikt eine Beziehungstötung dar.
00:28:13: Mordmerkmale wurden keine gefunden.
00:28:15: Unter anderem heißt es, der Angeklagte handelte nicht grausam.
00:28:19: Erhebliches Leiden konnte nicht festgestellt werden.
00:28:22: Auch fanden die Richter, der Angeklagte handelte nicht um einen Besitzrecht gegenüber Lisa zum Ausdruck zu bringen, sondern in einer Situation der Verzweiflung und des Zorns über den Drohnenverlust des Sohnes.
00:28:34: Alexandra, Lisa's Mutter, ist schockiert.
00:28:37: Sie kann die Entscheidung nicht nachvollziehen.
00:28:40: Ich war erschüttert, alle aus meiner Familie waren es.
00:28:43: Was muss ein Mensch noch tun, damit er ein Mörder ist und lebenslänglich ins Gefängnis kommt?
00:28:48: Lisa wog forty- acht Kilo.
00:28:50: Er bestimmt das Doppelte.
00:28:51: Er war viel größer und muskulös.
00:28:53: Sie war eins achtundsechzig und zierlich.
00:28:56: Er hat sie auslöschen wollen.
00:28:57: Er wollte das Kind für sich haben, um das er sich vorher nie gekümmert hat.
00:29:01: Es ging ihm um Macht und nur um sich selbst.
00:29:03: Auf seinem linken Oberarm steht der Name Lisa.
00:29:06: Dazu ihr Geburtsdatum und ihr Todesdatum.
00:29:09: Darunter?
00:29:10: Danke für alles
00:29:11: auf Spanisch.
00:29:12: Es tut unfassbar weh, dass der Mörder meiner Tochter es wagt, das als Erinnerung auf seinem Arm zu
00:29:17: tragen.
00:29:27: Lisas Mutter Alexandra lebt nach der Verurteilung in Unruhe.
00:29:31: Sie weiß, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem Dominic R entlassen wird und vor ihrer Tür steht.
00:29:37: Und dann wird er seinen Sohn sehen wollen.
00:29:39: Alexandra hat nur die Vormundschaft für ihren Enkel.
00:29:42: Im Jahr two-tausend achtzehn, knapp ein Jahr nach dem Urteil, dass sie immer noch nicht nachvollziehen kann, sagt sie dazu,
00:29:48: Die größte Zumutung für mich ist aber, er hat auch Rechte an dem Kind.
00:29:52: Das erfüllt mich mit Verzweiflung und Hass, manchmal mit Panik.
00:29:56: Jedes halbe Jahr verfassen die Mitarbeiter vom Amt einen Bericht, wie der Junge sich entwickelt.
00:30:01: Den bekommt er ins Gefängnis geschickt.
00:30:03: Ein Foto von meinem Enkel muss auch dazu.
00:30:05: Ich wollte beim ersten Mal nur ein Passbild beilegen, aber das reichte nicht.
00:30:09: Er hat das Recht, einen Gesamteindruck zu bekommen.
00:30:11: Von dem Jungen, dessen Mutter er brutal ermordet hat, das muss man sich mal vorstellen.
00:30:16: Ich fotografiere nur aus der Entfernung, möglichst so, dass man nur das Profil sieht.
00:30:20: Mir dreht sich der Mark dabei
00:30:22: um.".
00:30:22: Sein Anwalt hat dem Jugendamt vor Kurzem geschrieben, dass Dominic R. einen regelmäßigen Umgangskontakt zu seinem Sohn herstellen möchte und dass er nach seiner Haftentlassung für den Sohn zur Verfügung stehen will.
00:30:33: Dann hat er beantragt, dass er zweimal im Monat einen Brief an das Kind schreiben darf, den wir ihm vorlesen müssten.
00:30:39: Meine Anwältin sagt, dass seine Chancen damit durchzukommen, im Moment gleich null sein, weil das Kind noch so klein ist und noch gar nichts von seinem Vater weiß.
00:30:47: Aber später?
00:30:48: Wir haben bald einen Termin bei einem psychologischen Sachverständigen.
00:30:51: Das Familiengericht soll entscheiden.
00:30:53: Das Recht auf Umgang mit dem eigenen Kind ist in Deutschland ein Grundrecht.
00:30:58: Auch dann, wenn ein Elternteil den Tod des Anderen verschuldet hat.
00:31:01: Das Recht kann allerdings eingeschränkt werden, wenn bei einem Kontakt von einer Gefährdung des Kindesvolts auszugehen ist.
00:31:08: Darüber, wann das der Fall ist, können die Meinungen allerdings auseinandergehen.
00:31:12: Aber noch bevor der zukünftige Umgang von Dominik R. mit seinem Sohn endgültig geklärt werden kann, kommt es zu einer Wendung im Fall der Tötung von Lisa.
00:31:23: Im Jahr zwei Tausend neunzehn meldet sich eine Zeugin bei der Polizei.
00:31:27: Es ist die Partnerin des Buddhas von Dominic R. Auf seine Aussage in der Hauptverhandlung gegen Dominic R und die seines besten Freundes stützt sich das Urteil.
00:31:36: Was die Partnerin des Buddhas jetzt der Polizei erzählt, bringt genau diese Begründung ins Wanken.
00:31:41: Sie hat herausgefunden, dass ihr Partner sehr wohl von Dominic R erfahren hat, wie dieser Lisa getötet hat.
00:31:48: Und genau dieses Wissen hatten sowohl der Bruder als auch der beste Freund von Dominic R in ihren Aussagen verschwiegen.
00:31:54: Beide werden im Dezember, zwei Tausendneunzehn wegen Strafvereitelung und Falschaussage verurteilt.
00:32:00: Strafvereitelung, weil das Urteil gegen Dominik R sonst vielleicht anders ausgefallen wäre.
00:32:11: Und das bedeutet, das Verfahren gegen Dominik R wird nun am Landgericht Deggendorf wieder aufgenommen und noch einmal völlig neu aufgerollt.
00:32:18: Und das ist eine Besonderheit.
00:32:20: In Deutschland darf eigentlich niemand für eine Tat, für die er bereits verurteilt oder von der er freigesprochen worden ist, ein zweites Mal vor Gericht gestellt werden.
00:32:29: Außer dann, wenn aufgrund neuer Tatsachen oder Beweismittel dringende Gründe dafür bestehen, dass, wie in diesem Fall der Betroffenen nun wegen Mordes oder bestimmter Völkerstraftaten verurteilt wird.
00:32:41: Deshalb sind Wiederaufnahmeverfahren sehr selten, die Hürden sind hoch.
00:32:45: Aber die Richter in Deggendorf können nicht ausschließen, dass ihre Kollegen in Passau im Jahr zehnt, ohne die Falschaussagen einen Mordurteil gesprochen hätten und damit einhergehend vielleicht eine höhere Strafe verhängt hätten.
00:32:59: Im Frühjahr, zwei Tausend Zweiundzwanzig beginnt der zweite Prozess gegen Dominik R. Erneut ist er wegen Mordes angeklagt.
00:33:06: Bislang hatte der Bruder von Dominik R. in diesem Prozess von seinem Zeugnis Verweigerungsrecht Gebrauch gemacht.
00:33:12: Nun sagt der Bruder doch aus.
00:33:13: Ausführlich schildert er, was sein Bruder ihm nach der Tat erzählt hat.
00:33:18: Unter anderem, dass er Lisa im Schlaf erstochen habe.
00:33:24: Die Staatsanwaltschaft hatte dies schon zu Beginn im ersten Prozess vermutet, konnte es aber nicht nachweisen.
00:33:29: Der Bruder von Dominic Err erzählt, wie ihm sein Bruder damals im Auto vor seiner Wohnung vom Tod seiner Ex-Freundin erzählt hat.
00:33:37: Er habe das erst nicht glauben können und mehrfach nachgefragt.
00:33:40: Dann sei ihm klar geworden, dass etwas dran sein müsse.
00:33:44: Dominic Err habe ihm erzählt, dass er Lise erstochen habe.
00:33:47: Wie das genau abgelaufen sei, habe er nicht gefragt, sagt der Zeuge.
00:33:51: Details habe er nicht wissen wollen.
00:33:53: Gemeinsam seien die Brüder dann in die Wohnung gegangen.
00:33:56: Wo Dominic Ehrs Bruder eine Blutspur auf dem Boden aufgefallen sei, ihm sehr schlecht gewesen und er aber einen Tunnelblick gehabt.
00:34:04: Dominic Ehr habe dann auf eine Nische hinter dem Ofen gedeutet, in der er die Leiche versteckt
00:34:09: hatte.
00:34:10: Wenige Tage später hätten sich die Brüder mit dem damals besten Freund des Täters an einer Tankstelle getroffen.
00:34:16: Dem Freund habe der Täter schon zuvor während einer Autofahrt erzählt, seine Exfreundin getötet zu haben.
00:34:21: Bei dem Treffen zu dritt, habe Dominic R. dann gesagt, er habe Lisa im Schlaf umgebracht und anschließend mit der Leiche Sex gehabt.
00:34:30: Der Bruder sagt, er habe das damals schrecklich gefunden und habe nicht einschätzen können, ob er dies für, wie er sagt, bare Münze nehmen konnte.
00:34:38: Auf ihn habe sein Bruder Dominic R. kaputt und fertig gewirkt.
00:34:42: Es sei damals aber insgesamt so viel über das Thema geredet worden, dass er bei weiteren Details nicht mehr zuordnen könne, von wem er was gehört habe.
00:34:51: Der Zeuge sagt aus, er sei damals in ein Loch gefallen, habe nicht mehr schlafen können, Drogen genommen und seine Arbeit verloren.
00:34:58: Es habe Monate gedauert, bis er wieder einigermaßen in den Alltag gefunden habe.
00:35:03: Die Geschehnisse würden ihm bis heute schlaflose Nächte bereiten.
00:35:07: Während seiner Aussage ist der Zeuge stark angespannt.
00:35:10: Auch in diesem zweiten Verfahren plädiert die Verteidigung weiter auf Totschlag und zwölf Jahre Haft, wie auch schon im ersten Prozess.
00:35:18: Die Staatsanwaltschaft plädiert erneut auf Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen.
00:35:23: Sie fordern eine lebenslange Haft samt Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.
00:35:28: Im deutschen Strafrecht bezeichnet der Begriff Besondere Schwere der Schuld, einen Umstand, der bei besonders schweren Straftaten festgestellt wird und die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung aus einer lebenslangen Freiheitsstrafe erheblich erschwert oder sogar ausschließt.
00:35:43: Am zehnten Oktober, das Urteil wird gesprochen.
00:35:48: Dominic R. wird am Mord von Lisa schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
00:35:54: Zwar sieht das Gericht, dass Mordmerkmal des Tötens aus niedrigen Beweggründen erneut nicht als gegeben an.
00:35:59: Die Strafkammer ist jedoch davon überzeugt, dass Dominic R. Lisa im Schlaf erstochen hat und damit nun doch, dass Mordmerkmal der Heimtöcker erfüllt sei.
00:36:18: Der Fall Lisa zeigt, warum Femizide oft als Totschlag und nicht als Mord geahndet werden.
00:36:23: Taten, die im Affekt passieren, ausgelöst z.B.
00:36:27: durch Streitigkeiten, fallen unter Totschlag.
00:36:29: Das Strafmaß ist deutlich geringer als bei Mord.
00:36:32: Strafverteidiger Stefan Kohnen erläutert, warum Femizide oft als Affekt Taten gewertet werden.
00:36:38: Es ist ja im Prinzip so, dass erst mal ... jeder vorsätzliche Tötung eines Menschen grundsätzlich ein Totschlag ist.
00:36:46: Es sei denn, es kommen bestimmte Mordmerkmale dazu, dann wird es als Mord geahndet.
00:36:53: Jeder Fall ist ein Einzelfall.
00:36:55: Und in der Vergangenheit, ich glaube, das hat jetzt abgenommen, sind das Ertötungen, die häufig durch, mit viel Emotion, nicht nur begleitet werden, sondern auch eine häufiger Beziehung der längeren Entspring, die Emotionsbesetzt ist.
00:37:10: Die Reaktion von Lesers Mutter Alexandra auf das Urteil Totschlag, die wir zuvor gehört haben, hat gezeigt, wie schwierig es für Angehörige und Hinterbliebene ist, diese Entscheidung des Gerichts nachvollziehen zu können.
00:37:22: Oft haben diese Personen schon vor der Tötung Anzeichen dafür bemerkt, dass es immer wieder Gewalt in der Beziehung gibt, sowie auch Lesers Mutter, die ihre Tochter immer wieder mit neuen blauen Flecken gesehen hat.
00:37:33: Sie würde wohl kaum von einer reinen Affect Tat sprechen, wenn es um den Femizid an ihrer Tochter geht.
00:37:39: Ich erlebe eigentlich fast immer, dass Angehörige sich von diesen Prozessen mehr versprechen, als sie liefern können.
00:37:49: Die Erwartung ist, dass die Wahrheit verbindlich rauskommt in so einen Gerichtsverfahren.
00:37:54: Und dass, wenn man der Haut nah dabei ist, dass man dann erlebt mit den ganzen Beweisschwierigkeiten, dass man im Idealfall mal vielleicht eine Annäherung an eine Wahrheit, an dem was geschehenes bekommen kann.
00:38:07: Aber dass die Erwartungshaltung hinterher, nach dem Prozess, weiß ich genau, was da passiert ist, dass die ganz häufig enttäuscht wird.
00:38:16: Ich glaube aber, dass wir nicht gut beraten sind, ein Angehörigen- oder Opferzentriertes Strafrecht in den Strafmaßen oder in den Erwartungen zu pflegen.
00:38:29: Opfer und auch Angehörige sind natürlich schwer emotionalisiert.
00:38:34: Das ist völlig nachvollziehbar, aber Wir haben uns in dieser Gesellschaft versucht, darauf zu einigen, dass ein Strafverfahren diese Punkte, die emotional sind, versucht, zu rationalisieren, einen vernünftigen Ergebnis zuzuführen.
00:38:49: Das wird schwer möglich sein, wenn man sagt, wir müssen den Emotionen der Opfer aber auch gerecht werden.
00:38:53: Im Sommer dieses Jahres, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im
00:38:57: Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist, im Jahr ist.
00:39:04: Dieses Gesetz soll Opfer von Gewalt besser schützen, insbesondere Frauen und verletzliche Personen.
00:39:10: In der Begründung heißt es, bei der gefährlichen Körperverletzung, dem schweren Raub und bei Mord, wird als neues Qualifikations- bzw.
00:39:18: Mordmerkmal unter Ausnutzung der körperlichen Überlegenheit eingefügt.
00:39:22: Damit können künftig Gewalttaten, insbesondere zum Nachteil von Kindern, Frauen, Senioren und Menschen mit Behinderung, angemessen bestraft werden.
00:39:32: Weiter heißt es, Nach allgemeinen moralischen Maßstäben gilt es zurecht als besonders verwerflich, niederträchtig und feige, sich an einem schwachen, hilflosen, wehrlosen zu vergreifen.
00:39:42: Bisher wird dieser Aspekt jedoch gerade nicht beim Mord, beim schweren Raub und der gefährlichen Körperverletzung berücksichtigt.
00:39:49: Fallen zehn Täter gemeinsam über einen Menschen her und prügeln ihn zu Tode, erfüllt die zahlenmäßige Übermacht der Angreifer allein noch kein Mordmerkmal.
00:39:58: Die Tötung eines Opfers, das gefesselt worden ist und sich deshalb gegen die Tötung nicht wehren kann, ist ebenfalls kein Mord.
00:40:06: Die Strafbarkeit von Femiziden soll durch diese Änderung des Mordparagraphen verschärft werden.
00:40:11: Bislang gilt die Tötung eines Menschen dann als Mord, wenn die derzeitigen Mordmerkmale erfüllt sind.
00:40:17: Dazu zählt etwa, wenn ein Täter laut Auffassung des Gerichts heimtückisch oder grausam gehandelt hat.
00:40:23: Mord wird mit lebenslangerhaft bestraft.
00:40:25: Sind keine Mordmerkmale erfüllt, dann kann ein Täter nur wegen Totschlags verurteilt werden.
00:40:30: Was in besonders schweren Fällen zwar auch mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe bestraft werden kann, aber das geringste Strafmaß liegt nur bei fünf Jahren Haft.
00:40:39: Im Fall Lisa hätte ein solches Mordmerkmal, also das Ausnutzen der körperlichen Überlegenheit, von Anfang angreifen können.
00:40:46: Wie wir schon erwähnt haben, war Lisa eine zierliche Person, wo knapp fünfzig Kilo.
00:40:51: Ihr Mörder wog mehr als das Doppelte, hatte eine kräftige trainierte Statur.
00:40:56: Lisa war Dominic R. ausgeliefert.
00:40:58: Das Gericht hätte bei dem Mordmerkmal unter Ausnutzung körperlicher Überlegenheit, also schon im ersten Prozess gegen Dominic R., die Möglichkeit gehabt, ihn wegen Mordes zu verurteilen.
00:41:08: Der Fall Lisa ist einer von vielen Femiziden, die als Totschlag und nicht als Mord geahndet worden sind.
00:41:14: Aber wie sinnvoll wäre so eine Verschärfung oder Erweiterung des Mordparagrafen mit Blick auf Femizide wirklich?
00:41:21: Auch das haben wir Strafverteidiger Stefan Kohn gefragt.
00:41:24: Er sieht die juristische Umsetzbarkeit des Entwurfs kritisch.
00:41:33: Man regelmäßig körperlich überlegen, der Frau unter Ausnutzung seiner körperlichen Überlegenheit tötet, dann kann man den endlich wegen Mord rankriegen.
00:41:41: Das ist ja die Intention des Vorschlages.
00:41:45: Dann sind sie ja keinen Schritt weiter, wenn jemand dann zum Messer greift oder zu einer Waffe, die er bei der Tötung benutzt.
00:41:52: Sie hätten dann im Prinzip nur die absolut rohe Tötung aus körperlicher Überlegenheit, gerade mit dem Fall.
00:41:58: Das ist ja nicht Ausnutzung körperlicher Überlegenheit, wenn ich jemandem schlafe.
00:42:02: sich mit einem Messertraktiere bis er stirbt.
00:42:05: Ich glaube nicht, dass wenn man an diesen Paragrafen, der wirklich reformierungsbedürftig ist, wenn man da jetzt weitere Mordmarkmalen einfügt und an etwas im Prinzip nicht gelungenem Weiter herumschraubt, dass man dadurch bessere Ergebnisse erzielt, sondern man müsste Diesen Paragrafen und die Unterscheidung zwischen Mord und Totschlag, die müsste man grundsätzlich einmal anpassen und auf die heutige Zeit sich als Gesellschaft einigen, wo man diese Trendlinie ziehen will.
00:42:35: Die Frage ist, ob das mehr Rechtsfriedenschaft, weil es für die Gesellschaft befriedigender ist, wenn da öfter der Mordparagraf angewandt wird.
00:42:42: Auch das wage ich persönlich zu bezweifeln, aber das muss im Parlament aushandeln.
00:42:48: Der Fall von Lisa zeigt deutlich, wie stark Frauen nicht nur körperlich, sondern auch emotional und psychisch in Beziehung mit Tätern gefangen sein können.
00:42:57: Lisa konnte sich nie komplett von Dominic Erlösen.
00:43:00: Es geht nicht allein um die physische Überlegenheit des Täters, sondern auch um die Abhängigkeiten, die über Jahre in toxischen Beziehungen stehen.
00:43:09: Neben der Erweiterung des Mordparagraphen fordert die CDU auch einen bundesweit strengen und einheitlichen Einsatz einer elektronischen Fußfessel für Gewalttäter, die Gewalt gegen Frauen ausüben.
00:43:20: Spanien hat mit dieser Art der elektronischen Aufenthaltsüberwachung bereits gute Erfahrungen gesammelt.
00:43:25: Sie führt dort dazu, dass gewalttätige Männer meist Abstand zu ihren ehemaligen Partnerinnen halten.
00:43:31: Es bleibt die Frage, ob eine Verschärfung der Mordmerkmale in Fällen wie Lisa's wirklich einen Unterschied gemacht hätte.
00:43:39: Würde das Merkmal der körperlichen Überlegenheit in Gesetzestexten dazu führen, dass Frauen wie Lisa dadurch geschützter werden, weil der Täter sich bewusst gewesen wäre, dass er wegen Mordes verurteilt werden könnte?
00:43:50: Oder würde es vielleicht nur dazu führen, dass Frauen, die wie Lisa Opfer von Femiziden wurden, nach ihrem Tod mehr Gerechtigkeit erfahren?
00:43:58: Strafrecht reagiert ja.
00:44:00: eigentlich immer nur auf den Einzelfall.
00:44:03: Also wenn wir mit dem Mordparagrafen versuchen, einen Sachverhalt zu klären, dann ist das ja eine Reaktion, wo ein Menschenleben schon verloren ist.
00:44:16: Es ist generell bekannt, dass Generalprävention, also Abschreckung empirisch durch Strafurteile oder auch durch Norm eigentlich kaum nachweisbar ist, dass es wirklich abschreckende Wirkung hat.
00:44:31: Es ist so, dass der Gesetzgeber aber generell Frauen verachtende Motive jetzt in dem S.T.G.B.
00:44:40: auch noch unter schulterschwerden Momenten geregelt hat.
00:44:45: Und insofern vermute ich mal, weil es noch recht frisch ist, dass die Rechtsprechung natürlich einen Anknüpfungspunkt hat zu sagen, wenn das Lebensrecht der Frau missachtet, verachtet wird oder sich der Mann darüber stellt, ist der Anknüpfungspunkt das als besonders niedrig dann zu Werten stärker gegeben als in der Vergangenheit, weil es gesetzlich normiert ist.
00:45:09: Diese Reform des Paragrafen-VI.
00:45:12: im STGB, also im Strafgesetzbuch, im Sanktionenrecht, die Stefan Kohn hier anspricht, wurde im Juli-Zw.A.
00:45:19: beschlossen und bezieht sich auf die Berücksichtigung von geschlechtsspezifischer Gewalt bei der Strafzumessung, also bei der Festlegung der Strafe durch das Gericht.
00:45:29: Das bedeutet, wenn jemand eine Straftat begeht, die gezielt auf das Geschlecht des Opfers abzielt, also zum Beispiel, weil die Person eine Frau ist, Dann kann das bei der Entscheidung über die Höhe der Strafe verschärfend berücksichtigt werden.
00:45:42: Diese Art der Gewalt wird also als besonders verwerflich angesehen und das Gericht kann dem bei der Festlegung der Strafe Rechnung tragen.
00:45:50: Im Kern geht es darum, geschlechtsspezifische Gewalt als strafverschärfenden Faktor einzubeziehen, um solchen Taten stärker entgegenzutreten.
00:46:02: Lisas Mutter kämpft weiter für das Wohl ihres Enkels.
00:46:06: Sein Vater hat Rechte, die dafür sorgen könnten, dass er nach der Haftentlassung wieder ein aktiver Teil des Lebens seines Kindes werden könnte.
00:46:13: Das Kindes, den er die Mutter genommen hat.
00:46:16: Für Alexandra ist die Tat auch nach all den Jahren unbegreiflich.
00:46:20: Der Schmerz über den Verlust ihrer Tochter, die sie gern beschützt hätte, verfolgt sie bis heute.
00:46:26: Im Jahr twohntausendachzehn antwortet sie auf die Frage, wie sie mit dieser Situation zurechtkommt.
00:46:33: Ich würde es im Moment ohne Antidepressiva nicht schaffen.
00:46:36: Ich trauere um Lisa.
00:46:38: Jeden Tag stehe ich an ihrem Grab.
00:46:40: Sie fehlt mir so sehr.
00:46:42: Ich schicke ihr sogar WhatsApp-Nachrichten, auch wenn das verrückt klingt.
00:46:46: Ich schreibe ihr, wie lieb ich sie habe und wie gern ich sie beschützt hätte.
00:46:50: Dass ich das nicht geschafft habe, obwohl ich so ein ungutes Gefühl hatte, kann ich mir nicht verzeihen.
00:46:57: Jetzt möchte ich wenigstens das Kind von Dominik R. schützen.
00:47:00: Lisa hätte das gewollt.
00:47:02: Aber mir kommt es so vor, sie bekam den Mann nicht los, alle haben ihn unterschätzt.
00:47:07: Sie war in der Falle und ich und der Kleine, wir sind es auch.
00:47:12: Auf unsere E-Mail-Anfrage schreibt uns Alexandra im Sommer, dass sie nun endlich zur Ruhe gekommen
00:47:19: ist.
00:47:20: Genauso wie ihre restliche Familie.
00:47:34: In der kommenden Folge beschäftigen wir uns mit dem Fall von Eileen.
00:47:38: Ihre Familie flieht vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland, Doch Eileen's eigentlicher Albtraum beginnt erst in Berlin.
00:47:45: Mit XIX wird sie gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sie wieder kennt, noch liebt.
00:47:51: Ihr verzweifelter Versuch, der Ehe zu entkommen, stürzt sie in ein Leben voller Angst.
00:47:58: Falls ihr Feedback, Anmerkungen oder selbst eine Geschichte habt, die ihr mit uns teilen möchtet, könnt ihr uns jederzeit eine Mail schreiben an.
00:48:09: Die Mail findet ihr auch noch mal in der Folgenbeschreibung.
00:48:16: Zwölf Leben, Verbrechen an Frauen,
00:48:19: ist ein Podcast von Podimo.
00:48:21: Wir sind Helen Schulte.
00:48:22: Und Massimo Majo.
00:48:24: Autorin dieser Folge, Kiana Lensch.
00:48:27: Schnitt und Sound, Frieda Maurer und Lukas Hattori.
00:48:31: Ausführende Produzentin, Madeleine Petri.
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