#42 Ann-Kristin: Trauma ohne Verfallsdatum
Shownotes
Diese Folge ist schon vor Monaten in der Podimo App veröffentlicht worden. In der Podimo App findet ihr schon jetzt 60 kostenlose Folgen, die ihr ganz ohne Anmeldung oder Abo hören könnt – Einfach nur die App öffnen und ‘12 Leben’ finden: https://podimo.de/12leben
Zusätzlich zu den 60 kostenlosen Folgen findet ihr dort auch die neueste Staffel im Premium-Bereich. _ Düren, März 2013: Die 21-jährige Ann-Kristin verbringt einen entspannten Abend mit Freund:innen in ihrer alten Wohnung. Was als harmonisches Beisammensein beginnt, endet in einem Alptraum. Ann-Kristin wird nicht nur körperlich, sondern auch seelisch tief verletzt. Die Folgen dieses traumatischen Erlebnisses begleiten sie bis heute.
Diese Folge erzählt von Ann-Kristins langem Weg, ihre Würde und Gerechtigkeit zurückzufordern. Wir sprechen mit der Rechtsanwältin Manuela Krahl-Röhnisch über die Schwierigkeiten, die das Rechtssystem für Opfer von sexualisierter Gewalt mit sich bringt, und wie psychische Folgen oft nicht gesehen und anerkannt werden.
Triggerwarnung: Diese Folge behandelt Schilderungen von sexualisierter und körperlicher Gewalt.
Bei Gewalterfahrungen findet ihr anonym und kostenfrei Unterstützung unter folgenden Nummern: Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen”: 08000 116 016 (rund um die Uhr) Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 (rund um die Uhr) Opfer-Telefon vom Weißen Ring: 116 006 (7-22h Uhr) Mehr Infos bekommt Ihr auf der Homepage der Online Datenbank für Betroffene von Straftaten: www.odabs.org
Dokumentationen, in denen Ann-Kristin spricht: https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/ann-kristin-vergewaltigung-onl-100.html
https://www1.wdr.de/mediathek/av/video-vergewaltigte-frau-kaempft-fuer-gerechtigkeit-100.html
Habt ihr Feedback oder wollt, dass wir einen Fall erzählen, der mehr Aufmerksamkeit verdient? Dann schickt uns eine E-Mail an 12leben.podimo@gmail.com.
"12 Leben – Verbrechen an Frauen" ist ein Podcast von Podimo. Hosts: Helen Schulte und Massimo Maio Autorin dieser Folge: Kiana LenschSchnitt und Sound: Frieder Maurer & Luca Sartori (hipitch) Ausführende Produzentin: Madeleine Petry
Transkript anzeigen
00:00:03: Wenn ein Mann eben die Hände nach oben hält, man kann sich als Frau nicht wehren.
00:00:07: Und irgendwann kam auch der Moment, dass mein Körper sich einfach totgestellt hat.
00:00:12: Ich hab gedacht, dass ich das einfach nicht überlebe.
00:00:14: –
00:00:22: – – – – –
00:00:56: Abends sind es noch um die Null Grad.
00:01:07: Später gehen sie rein und schauen gemeinsam Fernsehen, bis tief in die Nacht hinein.
00:01:11: Sie kennen sich alle schon länger und verstehen sich gut.
00:01:14: Einer ihrer Freunde, Max L., ist Soldat und auch an Christine ist an einer Ausbildung bei der Bundeswehr interessiert.
00:01:21: Die beiden sprechen darüber.
00:01:23: Im Laufe des Abends trinken die beiden Männer, Max L. und Sebastian P., eineinhalb Flaschen Wodka.
00:01:29: An.
00:01:29: Christine und ihre Freundinnen trinken kaum etwas.
00:01:32: Dann bittet Max Elle an Christine kurz mit ihm in ein anderes Zimmer zu gehen.
00:01:37: Sie vermutet, er möchte etwas Persönliches besprechen.
00:01:40: Etwas, das die andere nichts angeht und denkt sich nichts dabei.
00:01:43: Nichts Ungewöhnliches.
00:01:45: Schließlich sind sie Freunde.
00:01:46: Sie kennen sich seit Jahren.
00:01:47: Er kennt sogar ihre Eltern.
00:01:49: Sie gehen also ins Nebenzimmer.
00:01:51: Doch sobald er die Tür hinter sich schließt, passiert etwas Unerwartetes.
00:01:55: Max Elle dreht sich zu ihr.
00:01:57: Küst sie plötzlich.
00:01:59: An Christine stößt ihn schockiert weg.
00:02:01: Sie ist völlig überrumpelt.
00:02:02: Sie will wissen, was das soll und sagt ihm, dass er aufhören soll.
00:02:06: Sie sind doch Freunde.
00:02:07: Aber bevor sie ihn weiter davon abhalten kann, ihr zu nahezukommen, trifft sie ein heftiger Schlag.
00:02:13: Wird schwarz vor Augen.
00:02:14: Max
00:02:15: L. hat ihr mit seiner Faust mit voller Wucht gegen die Schlefe geschlagen.
00:02:19: An Christine fällt zu Boden, schlägt mit dem Kopf auf, ist kurz bewusstlos.
00:02:25: Als sie wieder zu sich kommt, hält er sie fest, reißt ihre Kleidung herunter.
00:02:29: Ihr Körper ist wie betäubt.
00:02:31: Sie fühlt sich, wie paralysiert.
00:02:36: Diese Folge dreht sich um an Christine.
00:02:38: Ihr Leben ist eines von zwölf, um die es in diesem Podcast geht.
00:02:46: Zwölf Leben, Verbrechen an
00:02:48: Frauen.
00:03:06: Hi, herzlich willkommen, ich bin Massimo.
00:03:08: Und ich bin Helen.
00:03:09: In dieser Folge von zwölf Leben sprechen wir darüber, ob ein Trauma irgendwann enden kann, beziehungsweise ein heilendes Ende finden kann.
00:03:17: Außerdem sprechen wir darüber, wie lange eine Person, die sexualisierte Gewalt erlebt hat, in unserem System rechtmäßig als Opfer gilt.
00:03:24: An Christians Geschichte wirft viele Fragen auf, die uns als Gesellschaft betreffen.
00:03:29: Ab wann fordert die Öffentlichkeit von Menschen, die Schreckliches erlebt haben, einfach weiterzumachen?
00:03:34: An Christians Fall zeigt, wie unser Rechtssystem in vielen Fällen nicht auf die unsichtbaren Wunden von Gewaltopfern eingeht.
00:03:41: An Christine konnte uns leider im Vorfeld selbst kein Interview geben, aber wir hatten Kontakt zu ihr.
00:03:46: Außerdem hat sie in verschiedenen Dokumentationen ihre Geschichte öffentlich gemacht.
00:03:50: Die Aussagen, die ihr in dieser Folge hört, basieren auf diesen Interviews und wurden von uns nachvertont.
00:03:56: Die Links zu den Dokumentationen findet ihr auch in der Showbeschreibung.
00:03:59: Einige Namen haben wir geändert.
00:04:02: Ich habe bis heute immer noch mit den Folgen zu kämpfen.
00:04:04: Das heißt, ich habe Angst vor Männern mit Bärten.
00:04:08: Ich habe auch Angst in der Dunkelheit.
00:04:09: Ich habe grundsätzlich Angst, wenn ich alleine zum Beispiel einkaufen gehen muss.
00:04:14: oder Arzttermine wahrnehmen muss.
00:04:16: Ich schlafe sehr schlecht und träume auch immer noch sehr
00:04:18: schlecht.".
00:04:19: Außerdem hören wir in dieser Folge Manuela Kral-Röhnisch.
00:04:23: Sie ist Rechtsanwältin und Landesvorsitzende vom Weißen Ring in Berlin.
00:04:27: Mit ihr sprechen wir darüber, welche Möglichkeiten der Entschädigungen es für Opfer sexualisierter Gewalt gibt und woran wir messen, wie stark eine Belastung nach einem sexuellen Übergriff bestehen bleibt.
00:04:38: Wie geht das betroffenen sexualisierter Gewalt nach den Taten?
00:04:41: Ein ganz großes Tätigkeitschwerpunkt ist das Opferschutzrecht im Rahmen der Nebenklage, Durchsetzung von zivilrechtlichen Ansprüchen.
00:04:49: Ich habe kein Fachanwalt für Strafrecht aus überzeugen, weil ich kein Strafverteidiger bin.
00:04:55: Ich verteidige nicht, sondern vertrete tatsächlich nur Opfer.
00:05:06: Wer an Christine heute gerade kennenlernt, würde wahrscheinlich nicht gleich drauf kommen, wie es ihr wirklich geht.
00:05:11: An Christine steht mitten im Leben.
00:05:13: Die Zweiundreißigjährige aus Dürren arbeitet in der PR-Branche.
00:05:17: Es war heiratet und Mutter von zwei kleinen Kindern.
00:05:20: Ihre blonden Haare fallen ihr leicht über die Schultern, sie hat braune Augen.
00:05:24: Sie tritt ruhig und besonnen auf.
00:05:26: Ihre äußere Erscheinung wirkt unauffällig.
00:05:29: Doch wenn man ausführlicher mit ihr spricht, wird deutlich, wie tief die Narben sind, die die Tat und ihr langer Kampf um Gerechtigkeit hinterlassen haben.
00:05:37: Wenn sie über die Geschehnisse der Nacht vom neunundzwanzigsten auf den dreißigsten März, zwei tausendreizend, spricht, stockt ihre Stimme.
00:05:44: Vor elf Jahren hat sich das Leben der jungen Frau von heute auf morgen radikal verändert.
00:05:49: Vor dieser Nacht war an Christine eine andere Person.
00:05:52: Sie lebt unbeschwert, genießt ihre Freiheit, sie ist offen, kontaktfreudig und lebt einfach im Moment, ohne sich Sorgen zu machen.
00:05:59: Ihr Alltag fühlt sich leicht an, voller Normalität und Spaß.
00:06:03: Ich bin rausgegangen und auch feiern mit meinen Freunden.
00:06:06: Ich hab nicht über nachgedacht, wie ich nach Hause komme, ob ich mit dem Taxi fahren muss, ob ich alleine durchs Dorf laufen muss.
00:06:14: Aber das ist seitdem nicht mehr möglich.
00:06:17: Ich weiß auch keinen Tag, an dem ich noch mal feiern war.
00:06:28: Der letzte Tag, an dem sich an Christine unbeschwert mit Freundinnen getroffen hat, war der neunzwanzigste März.
00:06:35: Wir erinnern uns.
00:06:37: An Christine grillt mit einer Freundin und zwei Freunden, als sie einer der Männer, Max L, in ein anderes Zimmer bittet.
00:06:43: Sie dort küst und ihr Nein nicht akzeptiert.
00:06:46: An Christine ist völlig überrumpelt und versteht nicht, was gerade passiert.
00:06:51: Das war für mich absolut suspekt, weil er ist mein guter Freund gewesen.
00:06:55: Da ich das nicht erwiderte, schlug er mir gegen meine Schlefe.
00:06:59: Und ich bin dann auch direkt hingefallen.
00:07:01: Ich bin mit dem Kopf auf den Boden geknallt.
00:07:04: Er riss mir meine Sachen vom Körper.
00:07:06: Und ich hab ihm einfach mehrfach signalisiert.
00:07:10: Ich hab ihn getreten, also ich hab versucht, ihn von mir abzuwehren, aber es funktioniert einfach
00:07:15: nicht.
00:07:21: Durch den Sturz ist Ankristin kurz bewusstlos.
00:07:23: Max L reist ihr Oberteil kaputt.
00:07:26: Ankristin bittet ihn aufzuhören, sie schreit.
00:07:29: Er erwidert nur, Baby, komm schon, du willst das doch auch.
00:07:33: Eine Aussage, die so oder so ähnlich einige unserer Zuhörerinnen kennen.
00:07:38: Wir bekommen immer mal wieder von euch Nachrichten und Kommentare zu folgen, in denen ihr uns von euren Erfahrungen erzählt oder andeutet, dass ihr auch von sexualisierter Gewalt betroffen wart.
00:07:47: Oder ist immer noch seid.
00:07:49: Dieses, du willst es doch auch, kennen viele von uns.
00:07:53: Weil es Menschen, die Grenzen überschreiten, nutzen, obwohl aus der Situation sehr klar herauslesbar ist, dass es die Betroffenen definitiv nicht wollen.
00:08:02: Für mich persönlich, egal ob die Person zu dem Zeitpunkt schon zum Täter wurde oder nicht, ist das eine erste Grenzverletzung.
00:08:09: Weil es Druck erzeugt und Einverständnis damit eigentlich gar nicht mehr möglich macht.
00:08:14: Während Max El ihre Leggings herunterzieht, ruft Angristin um Hilfe.
00:08:18: Niemand hört ihre Hilfeschreie.
00:08:20: Die Musik im Nebenzimmer ist zu laut.
00:08:22: Max El legt sich auf sie.
00:08:24: Dann kommt doch kurz ihr Freund Sebastian P. ins Zimmer.
00:08:27: Aber er verschwindet direkt wieder und ignoriert ihre Notlage.
00:08:30: Max L. versucht jetzt an Christine zum Oralverkehr zu nötigen, aber sie wehrt sich dagegen.
00:08:35: Tritt immer wieder gegen sein Oberschenkel, fleht ihn an aufzuhören.
00:08:39: Daraufhin drückt er sie gewaltsam zu Boden, hält ihre Hände fest über ihren Kopf und vergewaltigt
00:08:44: sie.
00:08:45: Nach der Vergewaltigung lässt Max L. an Christine achtlos im Zimmer zurück, geschlagen, gedemütigt und allein.
00:08:53: Für sie fühlte sich an, als hätte Max L. sie benutzt, benutzt wie ein Gegenstand.
00:08:58: dass sie sich gewährt hat und offensichtlich klargemacht hat, dass sie das alles nicht möchte, hat sie nicht interessiert.
00:09:05: An Christine hat Prellung, sie blutet.
00:09:07: In ihrem Schock läuft sie ins Badezimmer und schließt sich dort ein.
00:09:11: Sie schreibt eine Nachricht an ihre Freundin Marie, dass sie kommen soll.
00:09:14: Kurze Zeit später kommt dann aber die Polizei.
00:09:17: Aber an Christine hat sie nicht gerufen.
00:09:20: Kurz vorher.
00:09:21: Was Ann-Christine zu dem Zeitpunkt nicht weiß, im Zimmer nebenan hat Sebastian P. versucht, ihre Freundin Marie ebenfalls zu vergewaltigen.
00:09:29: Marie hat sich den gesamten Abend schon von ihm belästigt gefühlt.
00:09:32: Als er ihr nun nahe kommt, stößt sie ihn weg und flieht direkt aus der Wohnung.
00:09:36: Kurze Zeit später kehrt sie in Begleitung eines anderen Freundes zurück.
00:09:40: Sebastian P. öffnet den beiden die Tür und versucht, Marie's Freund direkt mit der Faust ins Gesicht zu schlagen.
00:09:46: Daraufhin ruft Marie die Polizei und ihr Freund fordert Max L. und Sebastian P. auf, die Wohnung zu verlassen.
00:09:53: Als die Beamtinnen eintreffen, finden sie an Christine zitternd in der Wohnung.
00:09:57: Erst kann sie nicht sprechen.
00:09:59: Dann vertraut sie sich einer Beamten an, nachdem diese ihr gut zuredet und sagt, sie wollen doch auch, dass er bestraft wird.
00:10:05: Sprechen sie bitte mit mir.
00:10:07: Die Polizistin ahnt bereits, was an Christine passiert ist.
00:10:10: Die junge Frau sitzt nackt vor ihr, nur in eine Decke gehöhlt.
00:10:14: Bevor an Christine ins Krankenhaus gebracht wird, nehmen die Beamtinnen die einundzwanzigjährige mit auf die Wache.
00:10:20: Dort beginnt die Befragung.
00:10:22: Vier Stunden dauert es ungefähr.
00:10:24: An.
00:10:24: Christine hat kein Moment, sich zu sammeln oder zur Ruhe zu kommen.
00:10:28: Sie soll alles erzählen.
00:10:29: Immer und immer wieder.
00:10:31: Sie sagen, sie müssen sie all das jetzt fragen, damit es zu einer authentischen Aussage kommt und die Erinnerungen noch möglichst frisch sind.
00:10:40: Die häufigste Frage war natürlich, haben Sie Nein gesagt?
00:10:43: Wie haben Sie es signatisiert?
00:10:45: Haben Sie es ihm deutlich gesagt?
00:10:47: Nein, ich möchte es nicht.
00:10:48: Immer wieder wohnen auch die Fragen anders gestellt, immer wieder bekommt man das Gefühl, naja,
00:10:53: du lügst.
00:10:55: Ich frag mich heute, was wäre denn gewesen, hätte ich keine Prellung gehabt?
00:10:59: Für Ankristin scheint es so, als würden erst sichtbare Zeichen der Gewalt Glaubwürdigkeit verschaffen, während die Worte allein in Frage gestellt werden.
00:11:08: Nachdem sie ihre Aussage bei der Polizei gemacht hat, wird sie in ein Krankenhaus gebracht.
00:11:13: Dort muss sie sich einer gynäkologischen Untersuchung unterziehen, bei der alle Spuren der Tat dokumentiert und falls möglich gesichert werden.
00:11:20: Für viele Betroffene ist dieser Moment besonders schwer, körperlich und emotional.
00:11:25: Auch für Angristin wird das, was sie erlebt hat, in dieser Situation schmerzhaft deutlich.
00:11:30: Als die Polizei mich in das Krankenhaus gebracht hat, da wurde mir kein Ablauf erklärt.
00:11:36: Mit einer der schlimmsten Momente dort war, als mein Vater diesen langen Flur im Krankenhaus runterkam und sich vor meine Beine schmiss und einfach nur sagte, dass es ihm leid tut.
00:11:47: In der Situation, als mir Papa sich da so vor mich geworfen hat, da wurde mir einfach mal bewusst, was da gerade passiert ist.
00:11:56: Also ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passiert, weil ich nie wechselnde Freunde hatte oder viele Beziehungen oder ich war auch nie auf großen Partys.
00:12:06: An-Kristins Vergewaltigung war im Jahr zehntelndreizend laut polizeilicher Kriminalstatistik eine von siebentausend vierhundert acht polizeilich erfassten Vergewaltigungen und besonders schweren sexuellen Nötigungen.
00:12:18: Bis vergangenes Jahr, zehntelndreundzwanzig, ist diese Zahl auf jährlich zwölftausend einhundertsechsund achtzig gestiegen.
00:12:25: Das sind fünfundsechzig Prozent mehr in zehn Jahren.
00:12:28: Einerseits ist die Anzahl der Taten selbst gestiegen.
00:12:31: Aber seitdem das Prinzip Nein heißt Nein in den Jahren, wurde auch insgesamt mehr Fälle sexualisierter Gewalt angezeigt.
00:12:39: Die Dunkelziffer dürfte aber dennoch noch höher liegen.
00:12:42: Besonders erschreckend, zwei Drittel aller Vergewaltigungen finden im vertrauten Umfeld statt.
00:12:48: In Partnerschaften, in der Familie oder wie bei an Christine im Freundeskreis.
00:12:53: Ich kam nach Hause und realisierte, mein Leben ist nicht mehr das gleiche.
00:12:58: Ich bin ein anderer Mensch, ich fühle mich anders, ich bewege mich anders, ich kleide mich auch anders, ich rede anders, ich wollte einfach nur noch schlafen.
00:13:07: Und ich war eigentlich immer ein sehr lebenslustiger Mensch, war gerne unter Menschen, aber das war ich plötzlich nicht mehr.
00:13:15: Ich habe mich auch zum Beispiel lange nicht mehr geschminkt, weil ich immer wieder das Gefühl hatte, ich muss dick sein, ich muss schlecht aussehen und ich darf mich nicht schminken, weil so könnte man mich ja
00:13:25: nochmal anfassen.
00:13:32: Diese Verhaltensänderungen verdeutlichen, wie tiefgreifend, ein solches Erlebnis, das Selbstbild und das tägliche Leben der Betroffenen beeinflussen kann.
00:13:40: Während die körperlichen Wunden nach einer Vergewaltigung oft relativ schnell heilen, bleiben die psychischen Folgen oft lange bestehen.
00:13:47: Für viele Betroffene dauert die emotionale Aufarbeitung Monate, manchmal Jahre oder auch ein ganzes Leben.
00:13:54: So auch bei Ankristin.
00:13:56: Ihr Leben hat sich durch die Tat grundlegend verändert.
00:13:59: Sie entwickelt starke Ängste und Phobien, zieht sich immer mehr zurück.
00:14:03: Ohne Begleitung kann sie nicht mehr einkaufen, nicht einmal alleine mit ihrem Hund spazieren gehen.
00:14:08: Der Gedanke, dass sie erneut etwas passieren könnte in einer vermeintlich sicheren Situation, bestimmt die gesamtes Verhalten.
00:14:16: Die Angst, dass sie jemand zu nahe kommen könnte, ist allgegenwärtig.
00:14:20: In meiner ganz schlimmen Zeit bin ich eigentlich gar nicht mehr rausgegangen.
00:14:24: Ich habe meine Armen auf dem Sofa verbrachte eine Hoffnung, dass mir nichts passiert.
00:14:28: Ich habe einfach nächtelang Fernsehe geguckt, weil ich ja auch nachts nicht schlafen
00:14:31: konnte.".
00:14:40: Wegen der Tatumstände muss Ankristin zumindest nicht darum kämpfen, dass er geglaubt wird.
00:14:44: Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, die Vergewaltigungen erleben und lange dafür kämpfen müssen, dass ihnen geglaubt wird.
00:14:50: Zu eindeutig ist die Beweislage bei Ankristin.
00:14:53: Max L. zieht sie gewaltsam zu Boden, wodurch ihr Kopf aufschlägt.
00:14:57: Trotz ihrer Hilferufe zwingt er sie weiter, wehrt ihren Widerstand ab, als sie ihn tritt, um den Oralverkehr zu verhindern und drückt sie nieder.
00:15:05: Er führt den Geschlechtsverkehr gegen ihren Willen durch, ohne Rücksicht auf ihr Flehen.
00:15:10: Unter diesen Umständen ist es offensichtlich, dass er ihren klaren Widerstand erkannt haben muss.
00:15:16: Dafür muss an Christine aber um fast alles andere kämpfen, das sie braucht, um die Tat für sich einordnen und verarbeiten zu können.
00:15:23: Sie bekommt keine seelsorgerische oder psychologische Beratung nach der Tat.
00:15:28: Ein Therapieplatz muss sich die damals einundzwanzigjährige selbst suchen.
00:15:33: Für den anstehenden Prozess bittet an Christine darum, nicht als Zeugenaussagen zu müssen, während der Täter im Gericht sei.
00:15:39: Oder dass zumindest eine Schattenwand aufgestellt wird, damit sie ihn nicht sehen muss.
00:15:44: Sie müsse authentisch sein, wird ihr immer wieder gesagt.
00:15:47: Und das heißt auch, dass sie dem Täter entgegentreten können muss.
00:15:52: Ich weiß nicht, was ich verachtener finde, als dass man mir sagt, dass ein Opfer authentisch sein muss.
00:15:57: Also ich muss nicht authentisch sein, ich muss einfach ehrlich sein und es so erzählen, wie es ist.
00:16:02: Und es gibt Menschen, die können einfach nicht weinen, weil es den Menschen unangenehm ist, weil sie sich zurück in die Opferrolle gedrängt fühlen.
00:16:09: Und warum muss man denn vor Gericht weinen?
00:16:11: Warum?
00:16:12: Viele Betroffene können das einfach nicht, weil es ein Zeichen von Schwäche ist.
00:16:15: Und wenn ich dann höre, ihr Opfer, ihr müsst authentisch sein, ihr müsst dem Täter ins Auge blicken.
00:16:20: Wissen die eigentlich, was an einem vorgeht, wenn man diesen Menschen, der sein ganzes Leben verändert hat, immer wieder in die Augen gucken muss?
00:16:27: Als an Christine aufgerufen wird, den Gerichtssaal zu betreten und die Tür öffnet, steht sie, ihrem Vergewaltiger, plötzlich direkt gegenüber.
00:16:35: Niemand hat dafür gesorgt, dass er auf Distanz gehalten wird.
00:16:38: Im Gerichtssaal muss sie sich das Wegen übergeben.
00:16:41: Die Konfrontation mit dem Mann, der sie komplett missachtet und ihr Gewalt angetan hat, ist zu viel für sie.
00:16:46: Als sie aussagt, lacht der Täter sie aus.
00:16:49: Niemand im Saal habe ihn daran gehindert, erzählt Ankristin danach.
00:16:53: Der Richter lässt es geschehen.
00:16:54: Für Ankristin ist dieser Prozess retraumatisierend.
00:16:57: Die systematische Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen und Gefühlen von Gewaltopfern in Gerichtsprozessen führt oft zu einer sekundären Victimisierung, einer Art zweitem Trauma.
00:17:11: Für viele Opfer ist es nicht nur der Täter, der zu bedrohen wird, sondern auch die Art und Weise, wie das Justizsystem mit ihnen umgeht.
00:17:18: Als ob ihr Schmerz nur dann real ist, wenn sie ihn auf eine bestimmte Art und Weise ausdrücken.
00:17:24: Ich kann die Frauen total verstehen, die eben keine Anzeigerstatten.
00:17:27: Weil es halt wirklich teilweise ein richtiges, furchtbares Prozedere ist.
00:17:32: Die Aussage bei der Polizei, die Aussage vor dem Gericht, die ganzen Untersuchungen.
00:17:37: Und dann wird man immer wieder irgendwo bloß gestellt, klein gemacht.
00:17:41: Das ist furchtbar.
00:17:42: Das ist richtig furchtbar für einen selber und das macht auch einiges, bewirkt einiges.
00:17:47: Da muss man wirklich stark sein und man muss auch wirklich an sich arbeiten.
00:17:51: Man muss sagen, ich schaffe das.
00:17:53: Und was ich mir immer gesagt habe, ist, ich bin nicht schuld gewesen.
00:17:58: Und das war, glaube ich, mein Halt, mein Halt, der mir Kraft gegeben hat zu sagen, das Ganze, was passiert ist, das ist nicht meine Schuld.
00:18:05: Und irgendwo möchte ich auch oder ich wollte auch, dass der Täter bestraft wird.
00:18:10: Auch Rechtsanwältin Manuela Krall-Röhnisch kennt diese Situation, wenn sie Opfer sexualisierter Gewalt berät oder vor Gericht vertritt.
00:18:18: In ihrer täglichen Arbeit sieht sie immer wieder, wie schwer es vielen Betroffenen fällt, den Mut und die Kraft aufzubringen, sich einem langwierigen und belastenden Verfahren zu stellen.
00:18:28: Keine Strafanzeige zu stellen hat ganz viele Beweggründe.
00:18:31: Also einmal ... ist der Beweggrund das eigene Leben.
00:18:35: Also wirklich zu gucken, wie belastet bin ich denn in meinem Leben?
00:18:40: Ich überlege mir auch, ich mache unter Umstände Therapie, weil ich jetzt einfach brauche und ich habe effektiv keine Ressourcen mehr, eine Strafanzeige zu erstellen.
00:18:48: Und dann natürlich der nächste Beweggrund, dass ich viele auch nicht in der Lage sehen, ein derartiges Strafverfahren durchzustehen.
00:18:57: Weil ich kann die Anzeige nicht mehr zurücknehmen, denn sobald die Polizei Staatsanwaltschaft von dieser Tat erfährt, dann muss sie ermitteln.
00:19:06: Und dann kann sie nicht zwischendrin aufhören.
00:19:08: Und das macht natürlich auch vielen Angst, dass sie sagen, Gottes Willen, ich werde gehört, der Täter wird gehört, der Täter ist derjenige, der in unserem System lügen darf.
00:19:20: Der darf also sagen, das war alles einvernehmlich oder das war überhaupt nicht so oder es gab gar keinen Geschlechtsverkehr.
00:19:28: Und dann zu wissen, dann muss ich das durchstehen.
00:19:30: Dann muss ich weiterhin zu dem stehen, was ich gesagt habe.
00:19:34: Egal wie belastend das ist.
00:19:45: Trotz der klaren Beweislage und der Verurteilung des Täters zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten bleibt die Gerechtigkeit für Ankristin ein unerfülltes Versprechen.
00:19:56: Der Täter nutzt die Möglichkeit zur Flucht zwischen der Hauptverhandlung und dem Revisionsverfahren und setzt sich ins Ausland ab, noch bevor er seine Strafe hätte antreten müssen.
00:20:06: Das Schmerzensgeld in Höhe von dreizehntausend Euro hat er dementsprechend Ankristin bis heute nicht gezahlt.
00:20:16: In den sozialen Medien findet an Christine später Fotos von Max L. Unbeschwert, lächelnd, posierend mit einer Waffe.
00:20:23: Für sie ist das ein Schlag ins Gesicht, eine bittere Bestätigung ihrer Angst, dass das Rechtssystem nicht in der Lage war, für Gerechtigkeit zu sorgen und sie ihm stich gelassen hat.
00:20:33: Die Behörden versichern ihr zwar, dass sie den Fall weiter verfolgen, doch konkrete Maßnahmen bleiben aus.
00:20:39: Sie hat nie einen Hinweis bekommen, dass die Polizei wirklich nach ihm gesucht hat oder noch sucht.
00:20:44: Die Ohnmacht gegenüber dieser Ungerechtigkeit und an Kristins Angst wachsen.
00:20:49: Dass mein Täter die Haftstrafe nicht angetreten ist und immer noch auf freiem Fuß ist und man weiß ja auch nicht, wo, das macht ganz, ganz viel mit mir.
00:20:59: Und ich hab immer wieder Angst, dass er hier sein könnte.
00:21:07: Seit der Vergewaltigung spielt sich die Tat immer wieder vor an Kristins innerem Auge ab.
00:21:12: Oft ist es ein winziger Auslöser, ein Geräusch.
00:21:16: Ein Geruch, ein zufälliges Gesicht in der Menge, dass sie zurück in diesen schrecklichen Moment reist.
00:21:21: Auch heute, elf Jahre später noch.
00:21:24: Die ständige Angst begleitet sie und alltägliche Aufgaben werden für sie zu hören.
00:21:29: Antidepressiva und therapeutische Unterstützung sind mittlerweile fester Bestandteil ihres Alltags.
00:21:35: Aber dennoch bleibt bei ihr das Gefühl, nicht wirklich gehört oder verstanden zu werden.
00:21:39: Viele Opfer sexualisierter Gewalt fühlen sich allein gelassen, auch wenn sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
00:21:45: Rechtsanwältin Manuela Kralrönisch, die regelmäßig solche Fälle bearbeitet, erklärt uns, wie diese tiefgreifenden um psychischen Folgen entstehen und warum es für viele Opfer so schwierig ist, das Erlebte zu verarbeiten.
00:21:58: Wenn ein Opfer bei mir sitzt und immer sagt Frau Kralrönisch, ich erkenne mich nicht mehr wieder, versuche ich auch immer dem Opfer klar zu machen, dass erst mal vieles normal ist.
00:22:08: Man muss auch einfach gucken, wie funktioniert unser Gehirn.
00:22:12: Wenn sie in so einer Situation waren, wo sie große Angst haben, wird die Amygdala angeworfen, sag ich mal, und sie können nicht mehr denken.
00:22:21: Das Großhirn arbeitet nur noch sehr eingeschränkt und diese Amygdala ist für den Lebenserhaltungstrieb, sag ich mal, da.
00:22:28: Das bedeutet aber auch, dass sie später erhebliche Probleme haben, diese Straftat zu verarbeiten.
00:22:36: Also, die hängt weiterhin irgendwo.
00:22:38: Sie ist aber nicht ins Großhirn vorgedrungen.
00:22:41: Ohne Straftat auf die Straße gehen, gehen wir davon aus, es wird alles gut gehen.
00:22:46: Sobald Sie eine Straftat erlitten haben mit diesen Folgen im Gehirn, ist diese Grundsicherheit weg.
00:22:52: Sie sehen ab dem Moment eigentlich in jeder Situation die Gefahr.
00:23:10: Solche Erlebnisse rauben den Betroffenen auf die Fähigkeit, wieder Vertrauen in ihre Umgebung oder in das eigene Leben zu gewinnen.
00:23:17: Um sich vor weiteren seelischen Schmerzen zu schützen, ziehen sich viele Opfer zurück und entwickeln ein Gefühl permanenter Wachsamkeit.
00:23:25: Dieses Trauma beeinflusst den gesamten Alltag und fordert enorme Kraftreserven, die häufig fehlen.
00:23:31: Manuela Kairönisch erklärt, wie stark die Opfer in ihrem täglichen Leben eingeschränkt werden, Und wie wichtig es ist, frühzeitig therapeutische Unterstützung zu erhalten.
00:23:40: Das hemmt sie einfach, wenn sie so etwas erlebt haben.
00:23:44: Sie sind kraftlos, sie sind mutlos, können teilweise ihre täglichen Dinge nicht mehr bewältigen.
00:23:51: Auch da brauchen sie Unterstützung und Hilfe, um einfach wieder ihre Ressourcen aufbauen zu können.
00:23:59: Und dann natürlich die postraumatische Belastungsstörung, die das eben auch alles mit umfasst.
00:24:04: die, wenn sie sich frühzeitig Hilfe holen, auch wirklich recht gut zu behandeln ist.
00:24:09: Also, der Therapeut guckt dann mit ihnen wirklich, dass sie es schaffen, das zu verarbeiten, das Flashbacks, die sie in der Nacht aufschrecken lassen, dass die halt verschwinden, weil sie es eben auch verarbeiten konnten.
00:24:22: Eins muss aber auch immer klar sein, ab dem Moment ist man nicht mehr derselbe Mensch.
00:24:27: Man hat etwas erlebt, was das Leben völlig auf den Kopf gestellt hat.
00:24:36: Aufgrund der massiven Einschränkungen in ihrem Alltag will Ankristin nach der Tat eine Opferrente beantragen.
00:24:42: Mitarbeiterinnen vom weißen Ring ermutigen sie dazu.
00:24:45: Die sogenannte Opferrente, offiziell als Opfer-Entschädigungsrente bekannt, sollen Menschen unterstützen, die durch eine Gewalttat eine dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung erlitten haben.
00:24:56: Diese Rentenleistung soll den Betroffenen finanzielle Unterstützung bieten, wenn ihre körperlichen oder seelischen Verletzungen sie langfristig beeinträchtigen.
00:25:05: Doch der Weg zu dieser Entschädigungsleistung erweist sich für Ankristin als extrem schwierig.
00:25:10: Der erste Versuch, die Rente zu erhalten, scheitert.
00:25:14: Knapp zwei Monate nach der Tat soll sich Ankristin einem medizinischen Gutachter stellen, der über die Schwere ihrer gesundheitlichen Schäden urteilen soll.
00:25:23: Die Vorstellung, erneut über die Tat sprechen zu müssen, überwältigt sie aber.
00:25:28: Selbst enge Freundinnen und Familienmitglieder wissen teilweise nicht, Wie schwer sie zu diesem Zeitpunkt an den seelischen Folgen leidet.
00:25:35: und denkbar, dass sie in der Lage wäre, ihre traumatischen Erlebnisse vor einem Gutachter zu schildern.
00:25:41: Und genau diese Rückzug und die Unfähigkeit, die belastenden Erinnerungen erneut zu durchleben, werden für Ann-Kristin zum Verhängnis.
00:25:48: Mangelnde Mitwirkung lautet das Urteil des Gerichts und der Antrag auf die Opfer-Entschädigungsrente wird abgelehnt.
00:25:55: Im Jahr twenty-fünfzehn, zwei Jahre nach der Tat, versucht sie es erneut.
00:26:00: Sie stellt sich einem Gutachter, Und diesmal gesteht man ihr die Rente zu.
00:26:04: Hundertdreißig Euro im Monat erhält Ankristin nun ab zwei Tausendsechzehn.
00:26:09: Allerdings nur für ein Jahr.
00:26:10: Für Ankristin fühlte sich so an, als hätte jemand einfach entschieden, dass sie psychischen Probleme, die man ihr zwei Tausendsechzehn noch zuerkannt hat, zwei Tausendsechzehn plötzlich nicht mehr da sind.
00:26:21: Mit ihr gesprochen hat vorab niemand.
00:26:23: Die Beendigung der Rentenzahlung wurde einfach beschlossen und sie wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.
00:26:29: Aber Ankristin entscheidet sich, alle Kraft zusammenzunehmen und gegen den Beschluss zu klagen.
00:26:35: Ich hab mich nicht verstanden gefühlt.
00:26:37: Ich hab mich wieder gefühlt, wie als wenn sich eben das Trauma befristen lassen würde.
00:26:43: Die Klage wird abgewiesen.
00:26:45: Im Urteil stehen Sätze wie, die Klägerin kann sich zu sportlichen Aktivitäten zu Hause motivieren.
00:26:51: Die Klägerin fährt einen eigenen Pkw.
00:26:53: Es gibt auch Freunde.
00:26:55: Nichts davon widerlegt die Tatsache, dass an Christine viele Dinge noch immer nicht alleine kann.
00:27:00: dass sie psychisch leidet, Ängste hat und Medikamente einnimmt.
00:27:04: Doch in den Augen der Entscheidungsbefugten wirkt sie offenbar nicht leidend genug.
00:27:09: Als ihre Klage am Gericht in Aachen abgelehnt wird, sagt ihr der zuständige Richter, wenn sie im Rollstuhl sitzen müssten, hätten keine Arme, keine Beine, dann wäre das eine offensichtliche Vollgeschädigung der Gewalt hat.
00:27:22: Diese Worte haben sich tief bei an Christine eingebrannt.
00:27:25: Sie vermitteln, dass ihre Vollgeschädigung, die nun einmal seelisch und nicht sichtbar ist, weniger bedeutend ist und für das Gericht kaum existent zu sein scheint.
00:27:35: Ich frage mich, was muss passieren?
00:27:38: Wie muss es einem gehen und überhaupt diese Anerkennung zu bekommen vom Gericht?
00:27:42: Ich werde wütend und traurig zugleich, weil ich kann es einfach nicht nachvollziehen.
00:27:47: Ich lebe.
00:27:48: Und ich versuche, mein Leben in geregerte Bahnen zu bringen und das wird mir hier als negativ ausgelegt.
00:27:55: An Christians Fall zeigt, wie schwer es für Opfer sein kann, Anerkennung für ihre seelischen Wunden zu bekommen.
00:28:01: Rechtsanwältin Manuela Kral-Rönisch kennt diese Problematik aus vielen Fällen.
00:28:05: Besonders bei psychischen Erkrankungen gibt es oft Zweifel, ob die seelischen Schäden tatsächlich auf die Gewalttat zurückzuführen sind oder ob frühere traumatische Erlebnisse eine Rolle spielen.
00:28:15: Sagen wir mal, Sie haben durch eine Tat einen Arm verloren.
00:28:18: Dann können sie Rente dafür bekommen und man kann das sehen, was es ist.
00:28:22: Bei den psychischen Erkrankungen ist es nicht so leicht.
00:28:26: Und dann, ja, da ist das Gesetz halt wirklich sehr doof, muss man halt gucken, basiert jetzt diese Erkrankung, die sie im psychischen Bereich haben, auf die Tat?
00:28:38: oder hat das nicht eigentlich ganz andere Auslöser?
00:28:42: Das kann durchaus sein, dass sie, sagen wir mal, sie haben eine total schwierige Kindheit gehabt, sind schön.
00:28:48: psychisch sehr belastet und jetzt kommt die Tat oben drauf.
00:28:52: Und die ist in Anführungsstrichen nur noch das, was das fast zum Überlaufen gebracht hat.
00:28:58: Diese Fragen, ob die psychischen Folgen wirklich nur auf die Tat zurückzuführen sind, stellen viele Betroffene vor weitere Hürden.
00:29:07: Ein Gutachter oder eine Gutachterin muss darüber entscheiden und die Begutachtungen sind oft so belastend, dass Opfer wie an Christine sie nicht durchstehen können oder davon absehen, weil sie vielleicht gerade die ersten Schritte in Richtung Heilung machen.
00:29:20: Und jetzt stellt man fest, also eigentlich die Folgen der Tat hätten sie mit entsprechender therapeutischer Begleitung bewältigen können.
00:29:30: Das, was jetzt noch behandelt wird, sind eigentlich die ganzen schlimmen Erfahrungen, die sie aus ihrer Kindheit mitbekommen haben.
00:29:37: Und da setzt halt auch das Problem an.
00:29:39: Also dann kommen sie zu einem Sachverständigen, der gut ausgebildet ist.
00:29:43: Aber auch da ist die Rechtsprechung schwierig.
00:29:45: Die sagt zum Beispiel, dass wenn sie bei dem Therapeuten sitzen und sie haben zum Beispiel Mutter, Vater, Freund mit dabei, während dieser Begutachtung, dass dieses Gutachten kaum noch etwas wert ist.
00:29:57: Das heißt, Du bist mit dem Gutachter wieder alleine und machst dich nackig.
00:30:03: Und das ist auch für viele Opfer, dass sie sagen, das stehe ich nicht durch.
00:30:07: Du schaff ich nicht, jetzt da zu
00:30:08: sitzen.".
00:30:09: Das Urteil des Sozialgerichts in Aachen trifft an Christine Hart und unerwartet.
00:30:13: Sie hat sich in dem langen Prozess mit all ihrer Kraft auf den Moment vorbereitet, in dem die Justiz ihr die Anerkennung für das Leid und die dauerhaften psychischen Folgen der Tat zugestehen würde.
00:30:23: Die Enttäuschung ist gewaltig.
00:30:25: Die Ablehnung des Antrags lässt sie in einem Moment der Ohnmacht zurück.
00:30:29: Es ist, als würde ihr Schmerz und das andauernde Trauma, mit dem sie täglich lebt, einfach nicht existieren, nur weil es äußerlich nicht sichtbar ist, als würde sie sich das nur einbilden oder wäre zu empfindlich.
00:30:41: Für das Gericht scheint ihre seelische Qual keinen Wert zu haben.
00:30:45: Ihre Angstzustände, Panikattacken und der tägliche Kampf gegen die Folgen der Tat Nacht werden anscheinend einfach ignoriert.
00:30:52: In dieser dunklen Zeit, als sich der Kampf um Anerkennung wie ein unüberwindbarer Berg anfühlt, ist der einzige Mensch, der ihr durch all diese Belastungen durchbeisteht, ihr Mann Stefan.
00:31:04: Ich habe meinen Mann zwei Jahre nach der Tat kennengelernt.
00:31:07: über das Internet.
00:31:08: Ich war auf einer Dating-Plattform angemeldet, weil meine Freundin sagte, an Christine, es reicht.
00:31:13: Schau dich doch mal an, du bist eine, sie hat wirklich gesagt, eine junge, hübsche Frau, du bist dreieinzwanzig Jahre alt, du hast es nicht verdient, dass du dein ganzes Leben bei deiner Oma drin verbringen musst.
00:31:25: Du musst jetzt mal wieder rauskommen.
00:31:27: Und der erste, mit dem ich geschrieben habe, das war Stefan.
00:31:31: Ich wüsste nicht, wo ich heute wäre, wenn er nicht da wäre.
00:31:34: Die Tat, die schränkt mich auch heute noch nach elf Jahren, absolut ohne Wiederhinsicht meines Lebens
00:31:40: ein.
00:31:40: Das
00:31:40: Einkaufen zum Arzt gehen.
00:31:43: Also, Stefan brauche ich schon als meine Unterstützung.
00:31:47: Es gibt tatsächlich Situationen, da steige ich dann auch einfach nicht aus.
00:31:50: Dann bleibe ich auch sitzen.
00:31:51: Dann sage ich, Stefan, wenn du jetzt nicht gehst, dann wird halt nicht getankt.
00:31:56: Ich kann das gerade einfach nicht.
00:31:57: Und dann steht da ein Mann in der Tankstelle zum Beispiel an der Kasse und ich weiß, ich muss da jetzt hin.
00:32:03: Das geht nicht.
00:32:05: Die Beziehung zu Stefan ist stark von der Tat gegen Ankristin und den Folgen geprägt.
00:32:10: Normaler Alltag ist für das Paar eine Herausforderung.
00:32:13: Alleine zum Friseur oder Supermarkt fahren ist für Ankristin keine Option.
00:32:17: Gerne würde sie auch mal nur Zeit für sich haben, alleine sein, aber das kann sie nicht.
00:32:21: Außerdem belastet sie, dass sie immer von anderen Personen abhängig ist.
00:32:25: Gemeinsam mit Stefan schafft Ankristin es aber, sich ihr Leben langsam wieder aufzubauen.
00:32:30: Sie fängt wieder an zu arbeiten.
00:32:31: Die beiden heiraten im Jahr zwei Tausendsechzehn und sie werden Eltern von einem Sohn.
00:32:50: Einerseits braucht an Christine die Medikamente, um überhaupt wieder einen Weg zurück ins Leben zu finden.
00:32:55: Andererseits ist sie zu dieser Zeit erneut schwanger und die Einnahme der Antidepressiva könnte die Schwangerschaft gefährden.
00:33:02: An Christine könnte ihr Kind verlieren.
00:33:05: Aber wenn sie es nicht nimmt, befürchtet sie, dass sie da nicht länger für ihren Sohn sorgen kann.
00:33:10: Gemeinsam mit ihrer Psychiaterin und ihrer Familie ringt sie lange mit der Entscheidung, was das Beste für sie und das ungeborene Kind ist.
00:33:17: Schließlich entscheidet sie sich, die Antidepressiva zu nehmen, in der Hoffnung, dass sie mit dieser Unterstützung die Kraft findet, sich selbst und ihrem Kind gerecht zu werden.
00:33:26: Die Schwangerschaft geht gut aus.
00:33:28: Und im selben Jahr kommt die gemeinsame Tochter zur Welt.
00:33:31: Für sich und auch ihre Familie kämpft an Christine weiter.
00:33:35: Nach der Einstellung der Zahlungen im Jahr two-tausend-sebzehn und der abgelehnten Klage geht sie in Berufung.
00:33:41: Es geht ihr nicht nur um die monatlichen Hundertdreißig Euro, sondern vor allem um die Anerkennung für die seelischen Folgen sexualisierter Gewalt.
00:33:48: Um die Anerkennung des Leids, dass solch brutalen Taten folgt.
00:33:52: Auch nach elf Jahren noch.
00:33:53: Dabei kämpft sie täglich mit den Erinnerungen aus der Tatnacht.
00:33:56: Vor allem im März, wenn sich die traumatische Erfahrung jehrt, werden die Albträume schlimmer.
00:34:02: Der Monat ist für mich ein Katastrophenzustand.
00:34:04: Ich durchlebe die Tatnacht immer immer wieder und es sind Filme, die vor meinem Auge ablaufen.
00:34:10: Es reicht schon, wenn ich auf der Straße einen Mann mit Bart sehe, weil der Täter, der hatte auch einen Bart.
00:34:17: Dann bin ich wie ein Staat.
00:34:19: Und wenn ich daran nicht weiterhin arbeite, dann komme ich da einfach niemals raus.
00:34:23: Was Ankristin erlebt und überlebt hat, hat sie in ihrem Buch Ich Bin Kein Opfer aufgeschrieben.
00:34:29: Sie hat das Buch geschrieben, um ihr Trauma zu verarbeiten.
00:34:33: Bewusst wendet sie sich an die Öffentlichkeit und die Medien, um sich und anderen Betroffenen von sexualisierter Gewalt eine Stimme zu geben.
00:34:41: Seitdem bekommt sie viele Zuschriften und tauscht sich mit anderen Betroffenen aus.
00:34:46: Für sie ist es ein Kampf um Gerechtigkeit, für sich und für viele andere.
00:34:56: Die psychische Gesundheit von Opfern von Gewaltverbrechen ist ein Thema, das notwendigerweise immer mehr in den Fokus rückt.
00:35:03: Denn Betroffene müssen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um mit den traumatischen Erlebnissen umzugehen und ein Stück weit in ihr normales Leben zurückzufinden.
00:35:12: Manuela Kral-Röhnisch beschreibt die Rolle der Traumaambulanzen in Städten wie Berlin, die speziell darauf ausgerichtet sind, Menschen, die Opfer geworden sind, akut nach der Tat zu helfen.
00:35:25: kostenfrei.
00:35:26: Sie stellen dort auch, was sehr hilfreich ist, schon mal den Antrag nach dem SGB XIV für die Entschädigungsleistung.
00:35:33: Das ist deshalb hilfreich, dass wenn Sie Leistungen bekommen, bekommen Sie die ab dem Zeitpunkt der Tat.
00:35:39: Wenn Sie mich den Antrag erst später als ein Jahr stellen, dann kriegen Sie diese Leistung erst ab Antragstellung.
00:35:45: Wenn Sie bei der Traumaambulanz sind, dann führen Sie im Zweifel einen sogenannten Kurzantrag aus, dann ist das erst mal als Straftat bekannt, man kennt die Situation und von daher sind ihre Ansprüche auch besichert.
00:35:59: Und dann haben sie die Trauma-Ambulanz, die erstmal so eine Art Notfalltrauma-Hilfe ist.
00:36:06: Die schaut, welche Bedürfnisse haben sie, wo stehen sie gerade, wie kann man ihnen helfen?
00:36:13: Doch während die Trauma-Ambulanzen als erster Anlaufstelle fungieren, bleibt die Frage offen, wie es nach der anfänglichen Unterstützung weitergeht.
00:36:22: Das Problem?
00:36:23: Über die Traumaambulanzen kann kein nachfolgender Therapieplatz gesichert werden.
00:36:27: Es ist quasi nur eine Form der Erstversorgung.
00:36:30: Um eine weitere Behandlung müssen sich die Betroffenen selbst kümmern, was viele nicht nur aufgrund ihres psychischen Zustands vor Herausforderungen stellt.
00:36:38: Dann fängt es aber an mit den Schwierigkeiten, weil ab dem Zeitpunkt suchen sie sich einen Therapeut.
00:36:45: Und das ist tatsächlich ein Problem.
00:36:47: Die Therapeuten sind absolut überlastet.
00:36:51: Und teilweise ist es wirklich so, dass Opfer drei, vier Jahre warten müssen, bis sie dann diese bei der Traumaambulanz begonnene Therapie weiter fortsetzen können.
00:37:01: Es ist echt ein Drama, dass sie wirklich Opfer von Straftaten kaum, also jedenfalls nicht Zeitner unterbringen.
00:37:08: Diese Wartezeiten sind für Betroffene besonders belastend, da sie in der entscheidenden Phase ihrer Heilung auf sich allein gestellt sind.
00:37:19: Aber auch die bürokratischen Hürden erschweren den Heilungsprozess vieler Betroffener zusätzlich.
00:37:25: Angristin kämpft zuletzt mit einem privaten Gutachten gegen das Urteil des Sozialgerichts.
00:37:30: Auf über hundert Seiten wird die eine posttraumatische Belastungsstörung attestiert und der Anspruch auf die finanzielle Unterstützung bestätigt.
00:37:37: Allerdings erkennt der zuständige Landschaftsverband Rheinland das Privatgutachten nicht an.
00:37:43: In der Begründung heißt es, es handele sich nur um eine medizinische Stellungnahme.
00:37:47: Diese erneute Ablehnung durch das System trifft Angristin im Jahr.
00:37:53: Allerdings wurde das Opferentschädigungsgesetz im Januar, und soll Betroffene von sexualisierter Gewalt besser unterstützen.
00:38:02: Das könnte auch an Christin zugutekommen.
00:38:05: Am ersten Januar diesen Jahres, ist das soziale Entschädigungsrecht in neuer Form in Kraft getreten und in einem eigenen Buch des Sozialgesetzbuchers SGB zusammengefasst.
00:38:17: Mit dieser Modernisierung wird das Ziel verfolgt, Leistungen künftig schneller, gezielter und stärker an den Bedürfnissen der Betroffenen auszurichten.
00:38:25: Bislang waren die Regelungen zur sozialen Entschädigung über verschiedene Gesetze verstreut, da die Leistungen im Laufe der Jahre immer wieder auf neue Gruppen von Betroffenen ausgeweitet wurden.
00:38:36: Die Wurzeln der sozialen Entschädigungen liegen in der Nachkriegszeit, als die Bundesrepublik Deutschland begonnen hat, für die Opfer der beiden Weltkriege Verantwortung zu übernehmen.
00:38:46: So wurde nineteenhundertfünfzig das Bundesversorgungsgesetz für Kriegsgeschädigte sowie deren Angehörige und Hinterbliebene verabschiedet.
00:38:53: Mit der Zeit sind jedoch immer mehr Anliegen hinzugekommen, etwa die Entschädigung von Impfgeschädigten, Opfern politischer Verfolgung in der DDR und politischen Heftlingen im Ausland.
00:39:04: Eine der wichtigsten Neuerungen des SGBVIV ist die erweiterte Anerkennung der Ansprüche.
00:39:10: Zukünftig kann ich nur Opfer physischer Gewalt, sondern auch betroffener psychischer Gewalt sowie vernachlässigter Kinder von den Leistungen des sozialen Entschädigungsrechts profitieren.
00:39:20: Um die Antragstellung zu erleichtern und auch unabhängig von den oft langwierigen Verfahren Unterstützung zu bieten, werden sogenannte schnelle Hilfen eingeführt.
00:39:29: Dazu gehört unter anderem die Soforthilfe in Traumaambulanzen, die seit der Änderung ausgeweitet wurde.
00:39:35: Manuela Kairönisch zweifelt aber daran, dass durch diese Neuerungen Betroffenen von psychischen Folgen von Gewalttaten besser geholfen werden kann.
00:39:43: Aber es gibt auch Verbesserungen.
00:39:45: Die Hinwendung zum SGBIV hat einen großen Vorteil gebracht, nämlich die sogenannten Fallmanager.
00:39:51: Das heißt, es sitzt nicht mehr nur noch der Sachbearbeiter dort über seine Akte und guckt, sondern wir haben auch Fallmanager, an die sich die Opfer zum Beispiel wenden können und sagen können, was ist denn?
00:40:02: Ich habe von meinem Antrag seit einem halben Jahr nichts mehr gehört.
00:40:06: Warum passiert denn nichts?
00:40:07: Dann hat der Fallmanager die Zeit, in die Akte zu schauen, zu erklären und auch das Opfer mitzunehmen in die Bearbeitung, zu sagen, das und das brauchen wir im Moment noch, die und die Angaben brauchen wir noch.
00:40:32: Inzwischen teilt an Christine ihre Geschichte nicht nur öffentlich und macht so anderen Betroffenen Mut, sie bietet auch aktiv Hilfe an in Form von Reittherapie.
00:40:41: In der schwierigen Zeit nach der Tat findet an Christine Halt bei Pferden.
00:40:45: Ihre ruhige Art und Sensibilität geben ihr Trost und helfen ihr wieder zur Ruhe zu kommen.
00:40:51: Die Tiere scheinen sie zu verstehen und vermitteln ihr die Kraft, die sie braucht, um weiterzumachen.
00:40:56: Diese Erfahrung inspiriert sie dazu, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, im Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr,
00:41:02: in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Jahr, in Aber.
00:41:22: sie hilft mit ihren Pferden, auch Menschen mit ADHS oder Autismus.
00:41:27: Ihr Ziel ist es, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch die Arbeit mit Pferden einen Weg zurück ins Leben zu ermöglichen.
00:41:34: Besonders zur Weihnachtszeit organisiert sie Aktivitäten für Kinder aus der Region Düren, die schwierige Zeiten hinter sich haben.
00:41:41: Diese Erfahrung mit den Tieren soll ihnen einen positiven Moment und etwas Stabilität schenken.
00:41:46: Ihre Mission ist klar, aufklären, mutmachen und niemals aufgeben.
00:41:50: Über Plattformen wie Instagram, TV-Beiträge und Printmedien erreicht Ankristin viele Menschen und bringt das Thema Gewalt gegen Frauen in die Öffentlichkeit.
00:42:00: Ich habe lange gebraucht, um etwas für mich finden zu können, was mich wieder einigermaßen stabilisiert und in den Alltag zurückbringen kann, dass ich wieder ein ganz normales Leben führen
00:42:09: kann.
00:42:11: Ankristin ist für die Betroffenen, die sich an sie wenden, rund um die Uhr erreichbar.
00:42:15: Sie bietet Unterstützung bei WhatsApp, Telefon oder Videoanrufe an.
00:42:19: Ihre Hilfe richtet sich nach den Bedürfnissen der Menschen, die oft jemanden suchen, der ihnen zuhört und sie versteht.
00:42:25: Mit ihrer eigenen Erfahrung bietet sie eine vertrauensvolle Anlaufstelle für all jene, die sich bisher nicht getraut haben, Unterstützung zu suchen.
00:42:33: An Christians Ziel ist es, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen.
00:42:36: Sie plant auch, sich verstärkt in der Politik einzusetzen, um als Betroffene direkt an Verbesserungen und Unterstützungsangeboten mitzuwirken.
00:42:44: Ihre Vision ist es, Ihre Organisationen zur zentralen Anlaufstelle für alle Betroffenen von Gewalt zu machen, wo jeder und jede Unterstützung und Verständnis finden
00:42:54: kann.
00:42:56: Am Ende dieses langen und schmerzhaften Weges steht für Ann-Christine nicht nur der persönliche Kampf um Anerkennung und Gerechtigkeit.
00:43:03: Ihr Fall verdeutlicht auch, dass wir als Gesellschaft noch viel zu lernen haben, insbesondere im Umgang mit den Rechten, der Würde und der Selbstbestimmung von Frauen.
00:43:13: Das unterstreicht auch Rechtsanwältin Manuela Kairönisch.
00:43:17: Wir müssen endlich lernen, dass eine Frau einen Willen hat, den sie äußern darf und den sie durchsetzen darf.
00:43:23: Und das genauso robust wie ein Mann.
00:43:26: Und nicht, dass wir immer noch sagen, du musst das feine, nette Mädchen sein, um in dieser Gesellschaft anzukommen.
00:43:32: Diese ganze Methodebatte, die wir hatten, das ist gerade auch dieses, dass man, ich sage mal, bei Frauen ... ansetzt und sagt, sei mal gefällig, damit du weiterkommst.
00:43:44: Nein, das muss ich gesellschaftlich verbieten.
00:43:47: Männer seht Frauen als wirkliche Partner an und nicht als jemanden über den ihr verfügen könnt.
00:43:54: Und wir müssen uns auch fragen, warum fällt es uns als Gesellschaft scheinbar so schwer, psychisches Leid und die langfristigen mentalen Folgen von Gewalttaten anzuerkennen?
00:44:04: Warum neigen wir dazu, die Opfer für ihre Reaktion zu verurteilen?
00:44:08: Statt die Schuld, klar beim Täter zu sehen.
00:44:11: Im Mai, im Jahr Jahrzehnte, wurde an Christine mit dem Sonderpreis für Zivilcourage der Stadt Dürren ausgezeichnet.
00:44:18: Diese Ehrung würdigt nicht nur ihren persönlichen Mut, sondern auch ihr unermüdliches Engagement für alle Betroffenen von Gewalt.
00:44:26: Mir geht's auch nicht primär um diese hundertdreißig Euro Opferrente.
00:44:30: Ich möchte einfach für alle Betroffenen kämpfen.
00:44:32: Ich möchte jedem zeigen, dass sich ein Trauma nicht zeitlich befristen lässt.
00:44:36: Ein Trauma hat kein Verfallsdatum.
00:44:39: Wir sind nicht schuld und wir haben nichts falsch gemacht.
00:44:41: Und das ist auch der Grund, warum ich diesen Weg hier.
00:44:58: Nur Dan hat es geschafft.
00:45:00: Nach einiger Zeit im Frauenhaus lebt sie nun mit ihren Kindern in ihrer eigenen Wohnung.
00:45:05: Sie ist endlich unabhängig von ihrem
00:45:07: Ex-Mann.
00:45:08: Dank ihrer Erfolgsgeschichte ist hier sogar das Gesicht einer Fotoerstellung über häusliche Gewalt.
00:45:13: Die Ausstellung öffnet in zwei Wochen.
00:45:16: Dann wird sich der Blick auf Nodans Geschichte allerdings dramatisch verändert
00:45:21: haben.
00:45:23: Habt ihr Feedback oder wollt, dass wir einen Fall erzählen, der mehr Aufmerksamkeit verdient, dann könnt ihr uns jederzeit eine E-Mail schreiben an zwölfleben.podimo.atgmail.com.
00:45:35: Die Mailadresse steht auch noch mal in unseren Show notes.
00:45:38: Oder ihr kommentiert einfach unter dieser Folge.
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